Wir als Pflegestation können natürlich unsere hochspezialisierten Greifvögel und Eulen nicht auf Körnerfutter umstellen. Auch wir benötigen Futtertiere für unsere Pfleglinge. Hierbei greifen wir auf unterschiedliche Futtertiere zurück, die Eintagsküken runden den Futterplan dabei ab. Doch leider gibt es viele Vorurteile und Falschinformationen zu diesem Thema. Über dieses Thema des „Kükenschredderns“ und dem Kükentod wollte ich gerne selbst zu Aufklärungszwecken einen Beitrag schreiben, aber ich kam bei den Recherchen einfach nicht weiter. So suchte ich nach entsprechenden vertrauenswürdigen Informationen wie viele Küken wo in Deutschland eigentlich geschreddert werden.
Doch eine Antwort findet man nicht, genauso ging es auch dem Biologen und Greifvogelexperten Walter Bednarek. Herr Bednarek ließ nicht locker und ging der Sache mit dem Kükenschreddern einmal genauer nach. Seine Recherchen und Fakten zusammen getragen, stellt er uns an dieser Stelle zur Verfügung, vielen Dank dafür!
Eintagsküken und Schreddern, ein Beitrag von Walter Bednarek:
Da diese Tötungsmethode immer wieder in den Medien auftaucht, habe ich einmal versucht herauszufinden, wie viele Küken mechanisch und wie viele durch CO 2 getötet werden.
Weder die zuständigen Stellen des Bundesministeriums noch das NRW Ministerium unter Herrn Remmel, das erst diese Tötungsmethode zur Anzeige gebracht hatte uns selbst PETA, die ich zweimal anrief, konnten mir Angaben machen, wo und wie viele Küken „geschreddert“ werden. Letztlich ob überhaupt noch „geschreddert“ wird. Ich hatte auch einige Journalisten, die sich zu dem Thema geäußert hatten nach ihren Quellen gefragt. Die Antworten waren erschreckend: Die Webseite PETA, andere Medien, Video im Fernsehen, Internet, Aussagen von Minister Remmel. Offensichtlich haben alle von mir angeschriebenen Journalisten es nicht für nötig gehalten, einmal genau die „Quellen“ auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen! Unabhängig davon ist aus der Sicht des Tierschutzes das mechanische Töten- „Schreddern – die beste und absolut schnellste Tötungsmethode, die dem Töten durch Gas vorzuziehen ist. Und unabhängig davon: All meine Versuche, den Aufnahmeort des „Schredder-Films“ herauszufinden scheiterten – es gibt nur einen, der dafür in den Medien aber immer wieder gezeigt wird.
Ob Korea, Vietnam, in Russland oder Südafrika, China oder Brasilien, Amerika oder Kanada, weltweit werden täglich viele Millionen Hähnchen getötet. Auch bei der „Ökoeier-Produktion“ in Deutschland ist das in der Regel die Praxis. An allen Eiern „haftet“ der Tod der männlichen Eintagsküken, da alle Legehennen aus Hybridlinien stammen. Die Ausnahmen – Zweifachnutzhühner – liegen im Weltmaßstab gesehen unterhalb der Nachweisgrenze.
Dies nur zur Dimension des Tötens von männlichen Küken aus Hühnerlinien zur Eiproduktion und den Tötungsmethoden.

Konkret zu Deutschland:
Das Urteil des Oberlandesgerichtes, dass männliche Eintagsküken aus den Legehennenlinien getötet werden dürfen, hat deutschlandweit für Aufsehen gesorgt, ob im Fernsehen oder in den Printmedien. In den sozialen Netzwerken war von unverständlichem Erstaunen bis hin zu aggressiver Empörung, alles zu finden. Die Bandbreite der Kritik reichte von mangelnder Achtung und Respekt vor dem Leben und einem Recht auf Leben in Würde, das nicht angetastet werden dürfe, bis zu Äußerungen, dass Befürworter des Urteils in derselben Art und Weise getötet werden sollten wie Küken. Ein unantastbares Leben für Küken durch den Menschen, letztlich für alle Tiere, waren die Forderungen von Tierrechtlern.
Manche Gedanken – wie z. B. Respekt vor dem Leben – waren nachvollziehbar und sollten durchaus eine gesellschaftliche Verbreitung finden und sich nicht nur auf die Küken beziehen, sondern auf alle Lebewesen. Auffällig in diesem Zusammenhang war, dass in keinem Kommentar darauf hingewiesen wurde, dass fast ein Großteil (wahrscheinlich alle) der ca. 45 Millionen anfallenden männlichen Küken einer Verwertung zugeführt werden, sondern in einigen Printmedien wurde sogar behauptet, dass sie auf den Müll landen.
Das entspricht aber nicht der Wahrheit.
Ob das Küken nach dem Schlupf getötet wird oder später, nachdem es ausgewachsen ist, ist für das Tier vollkommen unerheblich; denn getötet wird es so oder so. Was in diesem Zusammenhang nie gesagt wird: Alle getöteten Küken werden sinnvoll genutzt und nicht einfach entsorgt: Sie werden als hochwertige Nahrung in NABU- und Tierschutz-Auffang- und Rehabilitationsstationen für Eulen, Greifvögel, Störche, Reiher, Fischotter usw. und in zoologischen Gärten sowie privater Tierhaltung (Greifvögel, Eulen, Schlangen und andere Echsen, Katzenfutter, Frettchenfutter u. a.) verwendet.
Naturzoo Rheine, Storchenfütterung mit Eintagsküken:
Zoologische Gärten, Tierparks und Artenschutzstationen etc. in Deutschland verfüttern, in Abhängigkeit von ihren Arten, 60.000 bis 1 Million Küken pro Jahr.
Zoo Augsburg bei der Fütterung der Erdmännchen mit Eintagsküken:
Sie werden nicht auf den Müll geworfen, sondern verwertet. Weltweit werden sie als Futter in Zucht- und Artenschutzprogrammen von bestandsgefährdeten Greifvögeln und Eulen verwendet, und Geier in Südeuropa, denen durch EU-Verordnungen die Nahrung entzogen wurde (Haustierkadaver von Weidehaltung dürfen nicht mehr im Freien liegen gelassen werden), werden in sogenannten Geierrestaurants mit Eintagsküken als Nahrung versorgt.
Wären die Küken nicht vorhanden, müssten dafür viele Millionen von Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen, Wachteln etc. gezüchtet und getötet werden. Der dazu unvergleichlich viel höhere Energie- und Futtereinsatz, einschließlich des dabei abgegebenen CO2 Fußabdrucks bei dieser „Fleischproduktion“ für Arten- und Tierschutzmaßnahmen, steht in keinem Verhältnis zu der „Eintagskükenproduktion“, die bei den Legehennenlinie so oder so anfällt.
Herr Depembrock gehört zu den Ausnahmen, wenn er erwähnt: „Die Hähne sind allenfalls als Tierfutter zu gebrauchen“, bedient aber durch seine Wertung „allenfalls“ einem gesellschaftlich weit verbreiteten Gedanken, der nur selten artikuliert wird, der aber unterschwellig, gefühlsmäßig neben dem Tierschutzgedanken immer mitschwingt: Würden die Eintagsküken der menschlichen Ernährung dienen, dann wäre ihr Tod problemlos akzeptabel á la Kälber- und Spanferkeltod. Aber Tierfutter! Hier wird ein nicht zu Ende gedachter Egozentrismus/Speziesismus des Menschen deutlich, der auf bewusster Desinformationen von Seiten der Politik und ein Teil der Medien beruht.
Selbst wenn in Zukunft durch Laserscannung oder ähnlich im Ei bereits das Geschlecht festgestellt werden kann, dürfen diese befruchteten Eier mit ihren Embryonen nicht der menschlichen Ernährung zugeführt werden und sind auch als Tierfutter nicht einsetzbar. Da das Geschlechterverhältnis nun einmal 1:1 ist, müssen 50% aller Eier vernichtet werden. Der hohe Ressourcen- und Energieverbrauch für die Hälfte der Eier wäre „just for fun“ vergeudet, für eine im Überfluss lebende Luxusgesellschaft. Wollen wir das? Ist das ethisch vertretbar? Unabhängig davon, das Embryonen aus biologischer Sicht schon Leben sind, sodass der eigentliche Grund der neuen Methoden an dem grundsätzlichen Problem des Tötens nichts ändert, er wird nur auf einen früheren Zeitpunkt verschoben. Aus meiner Sicht beruht die gesamte Diskussion auf fehlenden Sach- und Fachkenntnissen, einer rationalen Betrachtung der Fakten und ist rein gefühlsstatischer Natur, mit der mancher Tierschutzverband sein Spendenaufkommen erhöhen will.
Hinweis: Dieser Kommentar ist gedacht als Sachstandsinformation zur Tötung von Eintagshähnchen, die der Öffentlichkeit nicht bis kaum bekannt ist. Er blendet bewusst eine ethische Bewertung der Situation aus, die erst zu dieser Entwicklung geführt hat, soll aber dennoch aufzeigen, wie eine rationale Betrachtung des Tötens von Eintagshähnchen gesehen werden kann.
Auf kurze Nachfrage bei diversen zoologischen Einrichtungen erhielten wir die (nicht repräsentative) Information, dass der Bedarf an Eintagsküken einer einzelnen zoologischen Einrichtung schnell die 100.000er Marke übersteigt.
Der Zoo Osnabrück bezieht Stellung zu diesem Thema.
Weiterer Kommentar von Sylvia Urbaniak
Für mich gibt es nur eine Antwort wie man das Kükensterben reduzieren könnte, nämlich mit einem geringeren Konsum an Eiern und Hühnerfleischprodukten. Würden weniger Eier und Fleisch konsumiert werden, müssten nicht so viele Küken produziert werden (Angebot und Nachfrage). Viele Menschen (ausgenommen Vegetarier, Veganer) die gegen das Kükentöten sind, konsumieren mit Regelmäßigkeit Hühnereier und deren Fleisch. Man beachte den Kommentar im Video „8100 Mast-Hühner werden pro Stunde getötet“. Und diese Tiere haben schon bis zu diesem Tag X kein schönes Leben gehabt. Sie haben m. E. sicher gelitten, mehr als ein Eintagsküken. Auch wenn es graumsam aussieht, dass lebende Eintagsküken auf Fließbändern transportiert werden und in Boxen fallen – sie haben ein so geringes Eigengewicht, das sie sich dabei gar nicht verletzten. Beispiel aus der Natur; Nilgänse- oder Schellentenküken springen aus großer Höhe aus den Nestern und verletzten sich dabei nicht.
Folgendes Video sollte man sich meines Erachtens ansehen.
Denk mal drüber nach….