Auch Sperber sind teilweise Zugvögel. Die meisten bleiben als Standvögel bei uns, aber gerade im Herbst bis in den Winter hinein, kommt es zu einer erhöhten Zugaktivität. Ab November bekommen wir alle paar Tage Meldungen von Sperbersichtungen oder Unfällen bekommen, gleiches wiederholt sich im Frühjahr.
Unter anderem bekamen wir einen Sperberfund im November gemeldet, der nachweislich durch seine Beringung am Bein aus Norwegen kam, und in Köln gefunden wurde. An Vogelfütterungen im Garten erscheint ebenso regelmäßig der Sperber, manchmal sitzt er sogar auf dem Futterhaus und wartet auf die passende Gelegenheit. Er hat längst erkannt, dass die Kleinvögel eine leicht erreichbare Beute sind. Viele Vogelfreunde stellen die Vogelfutterhäuser leider nicht geschützt auf, sondern mitten in den Garten oder nähe der eigenen Fensterfronten. Singvögel haben einen weiten Weg bis in die Deckung oder es kommt beim Verfolgungsflug zu einem Crash an der eigenen Fensterscheibe. Der Aufstellort der Singvogelfütterung sollte daher unbedingt überdacht werden!
Einige Sperber scheinen durch den kräfteraubenden Zug mit der Kondition am Ende gewesen zu sein, andere widerum fliegen gegen Glasfronten und werden als sogenannte „Scheibenflieger“ entdeckt und gemeldet. Dennoch kann ein gesunder Sperber niemals verhungern, da es immer genügend Beute für ihn gibt. Schleiereulen oder Mäusebussarde können zum Beispiel in den Wintermonaten verhungern, wenn es schneit und zu wenige Mäuse zu finden sind.
Sperber (Accipiter nisus) sind Greifvögel, die im Abstand zu den anderen einheimischen Greifvogelarten am häufigsten an Scheibenfronten verunfallen. Ihr Erkennungsmerkmal sind die gelben (manchmal orangenen) Augen und die Körpergröße, die in etwa einer Taube oder Turmfalken ähnelt.

Sie haben einen Sperber aufgefunden und sind sich nicht sicher, ob er wieder frei gelassen werden kann?
Grundsätzlich sollte man niemals ohne Rücksprache mit einem Spezialisten einen Sperber wieder frei lassen. Kann man einen wilden Sperber einfach so aufnehmen, dann ist er hilfebedürftig und selten nach kurzer Zeit wieder für die Freiheit bereit. Häufig befinden sich die hilfebedürftigen Tiere in einem lebensbedrohlichem Zustand mit entsprechendem Untergewicht und es muss untersucht werden, warum das Tier in diesen Zustand gekommen ist. Verletzungen oder Erkrankungen sind hier in der Regel die Ursache.
Wenn Sie Fragen haben, wie Sie in einem solchen Fall richtig handeln sollen, dann melden Sie sich bitte bei uns. Wird die Situation falsch eingeschätzt, kann es dem Tier das Leben kosten. Flugfähigkeit und munter ausschauen zeichnet nicht die Wildbahnfähigkeit aus. Sperber lassen sich normalerweise nicht anfassen und sie würden auch nicht ruhig irgendwo sitzen bleiben. Das ist nur möglich, wenn irgendwas mit dem Tier nicht stimmt. Gesunde Sperber reagieren immer panisch und sind extrem hektische Tiere. Man sollte einen Sperber, wenn man ihn aufgefunden hat zunächst auf einer feinen Küchen-Digitalwaage wiegen. Bleibt er nicht still sitzen, kann man mit Hilfe eines Kartons wiegen. Bitte geben Sie uns das Gewicht des Vogels durch. Wir beraten bundesweit und sind erreichbar unter 0162-6485785 oder per Email: info@greifvogelhilfe.de. Zur Notfallunterbringung sollte ein Sperber immer dunkel untergebracht werden und in keinem Käfig mit Gitterstäben sitzen.
Keine Greifvogelart, wie der Sperber und der Habicht, werden so oft miteinander verwechselt. Obwohl man sie gar nicht verwechseln kann, wenn man beide Arten mal aus der Nähe gesehen hat. Doch ein Sperber sieht aus wie ein kleiner Habicht. Das Gefieder sieht sich sehr ähnlich, doch die Größe stimmt überhaupt nicht, es liegen viele hundert Gram zwischen beiden Arten. Im Grunde kann ein Habicht einen Sperber als Mahlzeit zu sich nehmen.


So wiegen die schwersten Sperber (weibliche Tiere) in etwa 290g, die schwersten Habichte (weibliche Tiere) zeigten 1200g auf der Waage.
Kranke ausgehungerte Tiere wiegen zwar besonders wenig, doch genau diese Patienten bekommen wir ebenfalls eingeliefert. Hier ein Leitfaden zur Unterscheidung der beiden Arten incl. Gewichtstabelle: Der Unterschied zwischen Habicht und Sperber
Sperber werden in unserer Pflegestation prozentual häufiger eingeliefert als Habichte. Und unter den Sperbern werden häufiger weibliche Tiere eingeliefert als männliche.
Folgendes Video veranschaulicht sehr gut, zu welchen Flugleistungen Sperber befähigt sind. Die Zeitlupenaufnahmen zeigen tolle Einblicke in das Leben der Tiere. Nur wenn der aufgefundene Sperber auch solch ein Flugverhalten beim Flugtest aufbringt, ist er wieder bereit für die Freiheit.
Nur wenn er absolut fit ist, kann er sich selbst ernähren und seine Beute fangen. Selbst sollte man als Finder nicht einfach urteilen, ob der Vogel nach dem Auffinden wieder frei gelassen werden kann. Manche Sperber wurden zwar etwas „gepeppelt“, dann flugfähig, aber nicht jagdfähig frei gelassen. Ein Hungertod folgt daraufhin, weil keine Untersuchung statt fand, warum er ein Problem hatte. Sperber und Habichte gehören als Fundtiere in absolute Spezialistenhände! Fütterungsversuche mit Mehlwürmern oder gar Dosenfutter sind zwecklos, denn diese wird er nicht anrühren.

Das Verhauben von Sperbern ist eine hervorragende Möglichkeit, um den Stress bei einer Untersuchung zu minimieren. Sei es beim Röntgen, Blutentnahme, Verband anlegen oder dem Ruhigstellen bei Flügelfrakturen. Eine Haube beruhigt den Vogel sehr, denn was er nicht sieht, regt ihn nicht auf. Da Sperber und Habichte sehr stressempfindlich sind, sollte dies nicht unterschätzt werden. Besonders Habichte schreien auffällig laut, wenn man sie in eine Zwangshaltung bringt und sie alles mitbekommen!
Sperber sollten in Gefangenschaft standardmäßig einen Stoßschutz angebracht bekommen. Abgebrochene Federn müssen unter allen Umständen vermieden werden. Lässt sich ein Sperber in freier Wildbahn einfach aufnehmen ist der höchstgradig hilfebedürftig!
Zögert ein Habicht oder Sperber beim Abflug, stimmt etwas nicht. Ohne einen vorherigen Flugtest mit Beurteilung der Fitness durch Fachpersonal, darf ein solcher Greifvogel nicht frei gelassen werden!! Bitte Kontaktieren Sie uns lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig. Laien können die Wildbahnfähigkeit nicht beurteilen und eigenständiges Handeln führt meist rasch zum Tod des Tieres, spätestens nach der gutmeinten Freilassung. Eine tierärztliche Untersuchung ist stets ein Muss. Ein Parasitencheck sollte zwingend erfolgen (Endoparasiten). In der Regel muss ein Sperber oder Habicht nach einem Unfall einer Röntgenuntersuchung unterzogen werden. Sehr häufig werden ohne diese Untersuchung Schulterverletzungen, Frakturen oder Luxationen übersehen. Trichomonandenbefall kann ebenso bei dieser Art manchmal nachgewiesen werden, welche durch Beutevögel übertragen werden. Während der Pflege in Menschenobhut erleidet jeder Wildvogel stress und dann greifen solche Parasiteninfektionen umsich.
Folgender Sperber im nächsten Video hatte sich nach einem Anflugtrauma die Elle gebrochen und zusätzlich das Schulterblatt. Nur nach aufwendiger Rehabilitation konnte der Vogel tatsächlich kommt wildbahnfähig wieder in die Freiheit starten. Die Dokumentation zeigt einen vollständig genesenen Vogel.
Sperber sind mit Abstand die schwierigste Greifvogelart, die in Pflegestationen gepflegt wird. Sie sind absolut empfindlich und können bei kleinen Fehlern schon sterben. Bekommen sie kein nahrhaftes Futter, bauen sie schnell ab. Eintagsküken gehören nicht zum geeigneten Futter, um einen Sperber aufzubauen, da es mit diesen gar nicht möglich ist. Mit Eintagsküken baut man einen Sperber ab! Der Bedarf an hochwertigem Futter ist nicht zu unterschätzen. Sie benötigen mehr, als man es einschätzen würde und Eintagsküken haben einen schlechten Nährwert. Sperber besitzen filigrane Fänge, die bei falschen Sitzmöglichkeiten zu Druckstellen neigen. Das Gefieder ist sehr lang und empfindlich und muss vor Selbstverletzung geschützt werden. Jeder Sperber und Habicht muss zu jeder Zeit eine angepasste Bademöglichkeit bekommen, da diese wichtig für die Gefiederpflege ist. Den Tieren sieht man buchstäblich an, wenn sie Tage und Wochen keine Bademöglichkeit bekommen. Sie baden auch im Herbst und Winter.
Insbesondere Sperber und Habichte, sowie Baumfalken und Wanderfalken, sind auf ein tadelloses Gefieder angewiesen. Diese Vogelarten sollten einen Federschutz während der Pflege angebracht bekommen. Eingekotetes Gefieder oder abgebrochene Federn sind zu vermeiden, da jede Feder beim Jagdflug auf Vögel benötigt wird.
Brechen durch fehlenden Stoßschutz doch Federn ab, muss in nächster Instanz das Schiften der Federn vorgenommen werden, bevor der Patient wieder in die Freiheit kommt. Beim Schiften ist aber darauf zu achten, dass man die richtigen Ersatzfedern zur Verfügung stehen hat. Weibliche Sperber besitzen längere Federn als männliche Tiere, diese Feinheiten sind bei dieser Greifvogelart unbedingt zu berücksichtigen. Das Schiften sollte vorzugsweise in Narkose durchgeführt werden, da das Fixieren in der Regel zu viel Stress für den Vogel bedeutet und er daran akut sterben kann.
Sperber sind hochspezialisierte Kleinvogeljäger, wie im Video verdeutlicht wird. Nur bei entsprechender körperlicher Fitness und intaktem Gefieder, hat er wieder eine Chance auf Wildbahnfähigkeit.
Es ist zu beachten, dass große Volieren dem Vogel das Leben kosten können, da sie Kurzstreckensprinter sind. Gitter oder Gitterstäbe können zum Genickbruch, Schädelverletzungen oder Federbrüchen führen. Sie können sich ab wenigen Metern tödliche Verletzungen in einer Voliere zuziehen. Ist eine Voliere aber zu klein, baut das Tier an körperlicher Fitness schnell ab. In der Regel muss mit falknerischer Technik gearbeitet werden. Sperber sind sehr stressempfindlich und daher so anspruchsvoll in der Auffangstation, daher unsere wiederholte Warnung hier an dieser Stelle. Nach einem Flügelbruch muss ein Sperber von einem Falkner wieder fit gemacht werden und täglich trainiert werden, bis er wieder schnell jagen kann.


Sperber (Sparrow Hawk) grau – Habicht (Norther Goshawk) blau
Sperberjungtiere richtig aufziehen und auswildern:

Hier finden Sie noch weitere Gefiederdetails nur zum Sperber: Sperber_Accipiter_nisus_Gefieder
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