Kamin-Käuze
Nun stellen Sie sich vor, Sie gehen wie immer in Ihr Wohnzimmer. Auf dem Weg zum Sessel streift Ihr Blick beiläufig den Wohnzimmerkamin. Dabei bemerken Sie ein unbekanntes Augenpaar, das Sie durch die Kaminscheibe ansieht. Diese Augen gehören nicht hier hin.
So ähnlich überraschend muss es der Familie gegangen sein, der dieser schöne Wohnzimmerkamin gehört.
Dies erklärte auch bis dahin nicht einzuordnende Geräusche aus dem zum Glück unbenutzten Kamin. Beim genaueren Hinsehen entdeckten die Finder eine Eule. Tja, so kann man Eulenbesuch im Wohnzimmer bekommen.
Nun, so außergewöhnlich ist der Fall Waldkauz im Kamin nicht. Nach Rücksprache mit Schornsteinfegern stellte sich heraus, dass sich Dohlen häufig als Kaminbewohner betätigen. Seltener werden Tauben gefunden und ab und zu eben auch mal ein Waldkauz, Waldohreule, Steinkauz und selbst Uhus sind nicht unmöglich.
Rußig, aber noch gut beisammen. In diesem Fall ging es dem Kauz, bis auf die Zwangsdiät, noch recht gut. Nach entsprechender Nahrungsaufnahme war er wieder sehr schnell in Form und konnte freigelassen werden.
Sollten tatsächlich die Krallen so stark gelitten haben, wie bei dem Tier oben im Bild, so kann der Kauz nicht so schnell in die Freiheit entlassen werden. Denn alle Krallen sind nun stumpf und der Vogel kann gar nicht mehr richtig seine Beute töten. Hier sollte das Tier bis zum vollständigen Nachwachsen der Krallen tatsächlich in Gefangenschaft gehalten werden.
Manche Tiere müssen vor der Freilassung gewaschen werden, folgendes Video zeigt ein Beispiel:
ACHTUNG: Bei starkem Ruß im Kamin kann ein Tier einen massiven irreversiblen Lungenschaden davontragen. Hierbei kann im schlimmsten Fall eine Rettung unmöglich werden, wenn die komplette Lunge und Luftsäcke von feinsten Rußpartikeln belegt sind. Eine extra-Sauerstoff-Behandlung kann notwendig werden. Die Atemfrequenz eines solchen Unfallsopfers ist immer zu überprüfen, der Vogel muss von einem Tierarzt abgehört werden. Evtl. müssen weitergehende Untersuchungen nach Stabilisation durchgeführt werden. Eine Endoskopie würde Aufschluss über den Zustand der Atemwege geben (nur bei stabilisierten Tieren durchführen lassen).
Ein weiterer Fall von einer Waldkauzrettung. Eulen sollten im Schutz der Dämmerung freigelassen werden und nicht tagsüber. Ein Gitter als Vorbeugung am Kamin angebracht werden, damit es nicht bald wieder passiert.
Da eine Gefahr einer Rauchvergiftung besteht, sollte ein "Kaminopfer" immer bei einem vogelkundigen Tierarzt untersucht werden. Hier ein weiterer Artikel aus München (sehr vorbildlich und richtig gehandelt!).
Und Berlin.
Die Freilassung einer Eule aus dem KAMIN? Was ist zu beachten?!
Immer wieder bekommen wir mit, dass die Finder glauben, dass sie der ersten Hilfe am Kauz mit der Befreiung aus dem Kamin nachgekommen sind und lassen den Vogel direkt wieder frei. An dieser Stelle möchten wir Sie unbedingt vor dieser Vorgehensweise warnen! So einfach ist das nicht!
- Bitte lassen Sie niemals einen Waldkauz tagsüber frei, er wird draußen sofort von Rabenvögeln attackiert werden, da er tagsüber draußen Feinde hat, die ihn gar nicht gut leiden können. Er muss, wenn, im Schutze der Dunkelheit freigelassen werden!
- Da die Anwesenheit einer Eule im Kamin häufig nicht sofort festgestellt wird, sind die Tiere ausgehungert und ausgedürstet. Eine Freilassung eines schwachen Tieres ist keine Hilfe, sondern ein Tod auf Raten! Bei einigen Tieren sind Infusionen, Futtergaben und ein paar Tage Ruhe absolut wichtig, um vernünftig rehabilitiert zu werden.
- Wenn der Vogel das Gefieder voll mit Ruß hat, muss er professionell gereinigt werden. Andernfalls wird er beim nächsten Putzen die Rußpartikel mit dem Schnabel aufnehmen. Dies bedeutet ein Tod auf Raten in der Natur!
- Es muss unbedingt kontrolliert werden, ob alle Krallen in Ordnung sind. Sind sie durch die Befreiungsversuche stumpf geworden, darf man den Vogel nicht freilassen, er benötigt scharfe Krallen zum Jagen und Töten!
- Beispiel wie hier im Artikel in der Berliner Bild-Zeitung; der Waldkauz ist stark verschmutzt und hätte gereinigt werden müssen! Auch zeigt der Vogel mandelförmige Augen und gar nicht kreisrunde, welche einen gesunden und aufmerksamen Vogel ausmachen. Der Vogel ist fertig gewesen und wurde dann in diesem Zustand anscheinend laut dem Text auch noch im Hellen freigelassen. Das war sehr fahrlässig.
Bitte rufen Sie uns an, wenn Sie sich unsicher sind, man kann nicht jeden Fall pauschal beantworten.
Kaminunfällen vorbeugen
Damit der Kamin für etwaige Tiere nicht zur Falle wird, kann man entsprechende Schutzeinrichtungen installieren lassen. Sie sollten Ihren Schornsteinfeger hierzu befragen. Es gibt verschiedene Dohlengitter, welche der Kaminart entsprechend angepasst werden.
Unsere Erfahrungen hierzu: Leider ist es auch schon vorgekommen, dass die Dohlen mehrere Wochen oder Monate daran gearbeitet haben, die Befestigung des Gitters wieder zu lösen. Ein Fall ist uns bekannt, dass sie es nach ca. einem halben Jahr geschafft haben, dieses Gitter wieder zu lösen. Daher muss auch jeder Schornsteinfeger dieses Gitter richtig befestigen, mit einer alleinigen Betonmischung o. ä. ist es nicht getan! Vor allem wenn die Dohlen den Schornstein schon kannten.
GEFÄHRLICHE KLETTEN?
Kaum zu glauben, aber auch Kletten können zu einer tödlichen Gefahr für Vögel werden. Im Eifer des Jagdgeschehens werden gelegentlich in Bodennähe befindliche Kletten übersehen bzw. nicht als Gefahr erkannt. Verhaken sich diese ungünstig im Gefieder, kann der Vogel flugunfähig werden.
Um diesen Turmfalken von dem Grünzeug zu befreien, bedarf es einer ruhigen Hand und viel Geduld. Die Kletten dürfen nicht einfach herausgeschnitten werden. Für diesen Turmfalken haben wir eine halbe Stunde benötigt, um diese Biester aus dem Gefieder herauszubekommen. Die gesamte Brust war mit kleinen Pflanzenteilen verklebt.
Der Vogel konnte kurz danach wieder freigelassen werden.
Einen ähnlichen Fall habe ich mal mit einer Fledermaus erlebt, welche Mini-Kletten in der feinen Flügelhaut hatte. Diese konnten entfernt werden und das Tier war danach wieder flugfähig.
ANGEKOKELTER FALKE?
Dort, wo Raffinerien und chemische Betriebe vorhanden sind, trifft man regelmäßig auf sogenannte Fackeln/Abfackeltürme.
In den hiesigen Raffinerien/Chemiewerken dienen Fackelsysteme auch zur schnellen Entspannung in Havariefällen von Chemieanlagen, um z. B. Kohlenwasserstoffe oder andere giftige Stoffe nicht in die Atmosphäre gelangen zu lassen.
Die Flamme ist dabei fast ständig in Betrieb, im Normalfall oft fast unsichtbar und nur schwach ohne übermäßigen Druck. Und dies stellt eine besondere Gefahr für unsere Wanderfalken dar, vor allem Jungtiere erkennen die Lebensgefahr häufig nicht.
Es ist zum Beispiel schon mehrfach zu folgenden Zwischenfällen mit Wanderfalken gekommen:
Das Gefieder kann massiven Schaden nehmen, der Vogel fällt mehr oder weniger flugunfähig vom Himmel. Wenn das Tier bei der Hitze zu viel eingeatmet hat, kann es sich schwere Lungen- und Luftsackverbrennungen zuziehen, welche in der Regel tödlich enden.
Dieser Vogel muss bis zur kompletten Mauser (Gefiederwechsel) in Gefangenschaft verbleiben. Dies kann je nach Jahreszeit des Unfalls bis zu 1,5 Jahre dauern. Nach der Mauser steht schließlich ein falknerisches Training an, bevor der Falke wieder flugfähig mit genügend Kondition in die Freiheit entlassen werden kann. Übungen mit dem Federspiel müssen hier z. B. mit vielen Wiederholungen durchgeführt werden. Das Jagen muss ein Greifvogel nicht erlernen, aber er muss wieder so fit gemacht werden, dass er wildbahnfähig wird. Ein intaktes Gefieder gehört hier nicht alleine zum Erfolg der Rehabilitation. Die Blutwerte müssen kontrolliert werden, bis er wieder so in Form ist wie ein Hochleistungssportler. Dies kann durch einen Volierenaufenthalt nicht geleistet werden, da ein Hin- und Herfliegen von Sitzstange zu Sitzstange meist im satt gefütterten Zustand eher zur Fettleibigkeit führt und zu einem Muskelabbau.