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Parasiten bei Greifvögeln und Eulen

Aus eigener Praxis können wir sehr oft verschiedene Innenparasiten als Nebenbefund erheben. Jeder Greifvogel in unserer Pflegestation wird auf Parasiten hin untersucht. Eine Kotuntersuchung wird somit standardmäßig durchgeführt.

Falls Sie eine Untersuchung einer Kotprobe bei uns wünschen, können Sie uns jederzeit kontaktieren. Nicht jeder Tierarzt kennt sich mit den Parasitosen bei Greifvögeln und Eulen aus.

Starker Parasitenbefall kann den Greifvogel so sehr schwächen, dass er deswegen sogar als Patient eingeliefert wird. Meist lebt aber ein Wildvogel im Gleichgewicht mit Parasiten. Nur wenn dieser durch eine andere Erkrankung bereits über längere Zeit geschwächt ist, können Parasiten ernsthafte Probleme bereiten. Auch längere Hungerperioden, welche im Winter entstehen können, können die Gesundheit des Tieres erheblich beeinträchtigen.

Des Weiteren sind Einzeller (Kokzidien) und Haarwurm- sowie Spulwurmeier sehr resistent gegen verschiedene Umwelteinflüsse und bereiten daher hygienische Probleme in den Auswilderungsvolieren. Da diese Wurmeier sehr widerstandsfähig sind und von neuen Pfleglingen wieder erneut oral aufgenommen werden können, kommt bei uns kein Vogel ohne Parasitencheck in die Ausgewöhnungsvolieren. Naturböden sollten generell nicht in Auswilderungsvolieren genutzt werden; sie stellen ein großes hygienisches Problem dar.

Wurmbefall - Helminthen

Wurmbefall kommt bei vielen Wildvögeln weltweit vor und kann bei normalem Befall dem Tier nicht ernsthaft schaden. Bei starkem Befall muss jedoch behandelt werden. Es kann bei gleichzeitiger Krankheit und Schwäche des Wirtes durch andere Ursachen zu ernsthaften Problemen kommen. Grundsätzlich muss ein gesunder Greifvogel mit geringem Wurmbefall nicht zwangsläufig eine Wurmkur verabreicht bekommen. In Auffangstationen sind allerdings besondere hygienische Maßnahmen zu ergreifen, damit nicht der nächste Patient sich anstecken kann.

Kotprobenuntersuchung auf Parasiten

Wir untersuchen routinemäßig von jedem eingelieferten Patienten den Kot in unserem eigenen Labor. Es macht keinen Sinn, einem Greifvogel oder einer Eule auf gut Glück eine Wurmkur zu verabreichen, denn es gibt verschiedene Wurmarten, die mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt werden. Leidet der Greifvogel sogar unter Kokzidienbefall (krankmachende Einzeller), so wird ein ganz spezielles Medikament verabreicht. Die Dosierungen richten sich nach dem Körpergewicht und müssen genau eingehalten werden.

Besonders häufig werden Haar-, Spulwürmer, Bandwürmer und Luftröhrenwürmer nachgewiesen. Ernährt sich der Greifvogel sehr vielseitig, so sind auch mehr Innenparasitenarten zu erwarten. Dies trifft vor allem auf den Mäusebussard zu. Untersuchungen bei uns von Mäusebussardkot haben ergeben, dass geschätzte 95 % der Proben Capillariabefall zeigen. Ein Kokzidienbefall spielt aber beim Mäusebussard eine eher geringere Rolle.

Haarwurmbefall (Capillarien)

Haarwürmer konnten wir bereits bei folgenden Greifvögeln und Eulen nachweisen: Mäusebussard, Turmfalke, Wanderfalke, Sperber, Habicht, Waldkauz, Schleiereule, Steinkauz, Sumpfohreule, Rohrweihe, Wespenbussard, Raufußbussard.

Haarwurmeier unter dem Mikroskop (Mäusebussard)

Haarwurmeier unter dem Mikroskop (Mäusebussard)
Erfahren Sie mehr zu unserem Mikroskop

Besonders die „Zungencapillariose“ kommt immer wieder bei Greifvögeln vor und ist sehr häufig beim Mäusebussard zu beobachten. Diese ist bei fortgeschrittenem Befall gut erkennbar.

Beispiel beim Patienten Mäusebussard:

Capillariose an der Zunge eines Mäusebussards
Abheilung der Capillariose an der Zunge

Der gleiche Bussard 14 Tage später; nach der Behandlung ist die Zunge wieder vollständig abgeheilt

Mischinfektion mit Trichomonaden und Haarwurmbefall beim Junghabicht

Mischinfektion mit Trichomonaden und Haarwurmbefall beim Junghabicht

Da Trichomonaden (gelber Knopf) auch ähnliche Ablagerungen in der Schnabelhöhle verursachen können, aber die Behandlung dieser Geißeltierchen eine völlig andere ist, sollte immer mittels Abstrich eine mikroskopische Untersuchung durchgeführt werden.

Sperber mit massiven Belägen neben der Zunge: Diagnose Haarwurmbefall

Sperber mit massiven Belägen neben der Zunge: Diagnose Haarwurmbefall

Rachenabstrich Sperber; die Wurmeier sind gut zwischen den Schleimhautzellen zu sehen

Rachenabstrich Sperber; die Wurmeier sind gut zwischen den Schleimhautzellen zu sehen

Eine Abstrichuntersuchung bei diesem Mäusebussard ergab keinerlei Parasitennachweis

Eine Abstrichuntersuchung bei diesem Mäusebussard ergab keinerlei Parasitennachweis

Es handelte sich hier also weder um Trichomonaden noch um Haarwurmbefall. Es ist wichtig, eine Diagnose zu stellen, bevor man einen kranken Wildvogel mit Medikamenten auf gut Glück behandelt und damit sehr belastet!

Capillaria-Infektionen können sich bei Greifvögeln massiv im Rachen- und Kopfbereich ausbreiten. Ein Mäusebussard wurde uns schon mal eingeliefert, bei dem die Capillarioseinfektion sich stark ausgebreitet hatte. Es zogen Veränderungen vom Oberkiefer und Oberschnabelbereich bis zum Auge hoch. Nach Reinigen des Schnabelbereiches konnten wir diese starken Veränderungen dokumentieren. Das Schnabelhorn und die Wachshaut waren schon locker und die knöchernen Strukturen befanden sich in Auflösung.

Capillariose im Endstadium bei einem Mäusebussard

Capillariose im Endstadium – massive Veränderungen an der Schnabelwachshaut bei einem Mäusebussard

Hier kam ein retrobulbärer Abszess sowie eine Chlamydieninfektion als weitere Komplikation hinzu. Das Tier musste aus Tierschutzaspekten von seinem Leid erlöst werden.

Haarwurmeier in einer Kotprobe einer Rohrweihe

Haarwurmeier in einer Kotprobe einer Rohrweihe

Wichtige Hinweise zur Behandlung von Haarwürmern

Achtung: Bei der Behandlung von Haarwürmern, Spulwürmern und Luftröhrenwürmern dürfen bestimmte Wirkstoffe nicht während des Federwachstums verabreicht werden. Dies ist insbesondere bei Jungvögeln strikt zu beachten sowie bei Vögeln, die sich in der Großgefiedermauser befinden! Die wachsenden Federn können im Zeitraum der Wurmkurgabe später deutliche Missbildungen aufweisen und der Vogel bekommt danach ein weitaus schwerwiegenderes Problem in Sachen Flugfähigkeit!

Vor allem werden immer wieder (persönliche Mitteilungen an uns) Vögel in Pflegestationen auf Verdacht mit Medikamenten behandelt! Diese Vorgehensweise ist unzulässig, denn ein Lebewesen, welches geschwächt gebracht wird, sollte nicht mit Medikamenten belastet werden, die vielleicht überflüssig sind. Die Wurmkuren helfen nicht ausreichend, wenn man die Wiederholungen nicht durchführt. Halbherzig durchgeführte, nicht korrekt dosierte Wurmkuren sind daher sinnlos! Diese Aufgabe sollte Tierärzten mit der Fachrichtung in der Vogelmedizin überlassen werden.

Spulwurmbefall (Ascariden)

Spulwürmer konnten wir bisher bei folgenden Greifvögeln und Eulen nachweisen: Mäusebussard, Turmfalke, Wanderfalke, Waldkauz, Steinkauz, Schleiereule, Sperber, Habicht und Wespenbussard.

Massiver Befall mit Spulwürmern bei einem Wanderfalken

Massiver Befall mit Spulwürmern bei einem Wanderfalken – hier im Flotationspräparat einer Kotprobe

Nach entsprechender Wurmkur können die „Wurmleichen“ teilweise sogar im Kot des Greifvogels gut gesehen werden.

Spulwürmer in einem Kotabsatz nach Gabe der Wurmkur – die Wurmkur hat gewirkt

Spulwürmer in einem Kotabsatz nach Gabe der Wurmkur – die Wurmkur hat gewirkt

Luftröhren- und Luftsackwurmbefall (Syngamus)

Hier gibt es vorab Informationen von der Wildlife Disease Association: Respiratory Nematodiases in Raptors

Diese Wurmart lebt, wie der Name schon verrät, in der Luftröhre (auch Luftsäcken, Lunge) des Vogels. Wir haben Syngamusbefall bei folgenden Vögeln nachweisen können: Schleiereule, sehr häufig beim Steinkauz, Turmfalke, Habicht, Mäusebussard, Wanderfalke.

Die Wurmlarven benutzen Regenwürmer, Schnecken, Käfer und bestimmte Insekten als sogenannte Zwischenwirte. Der Luftröhrenwurm ist rötlich gefärbt.

Luftröhrenwürmer im Größenvergleich

Luftröhrenwürmer im Größenvergleich

Das Wurmweibchen legt regelmäßig Eier, welche in die Schnabelhöhle gelangen. Die Eier werden dann vom Vogel heruntergeschluckt und kommen so in den Magen-Darm-Trakt. Deshalb können Luftröhrenwürmer mittels Kotprobe und Rachenabstrich mikroskopisch festgestellt werden. Bei starkem Befall kann es zu Atemgeräuschen kommen. Es können auch ernsthafte Komplikationen wie Atemnot auftreten, wenn die Luftröhre durch die Würmer eingeengt wird. Im schlimmsten Fall kann der Vogel sogar daran ersticken oder an Blutarmut versterben. Schon mehrfach haben wir bei Steinkäuzen starken Wurmbefall nachweisen können; diese können auch für den Tod dieser Art verantwortlich sein. Da Regenwürmer und Insekten einen großen Teil der Beutetiere bei Steinkäuzen ausmachen, besteht bei dieser Eulenart ein höheres Infektionsrisiko als bei anderen Eulen oder Greifvögeln.

Massiver Luftsackwurmbefall bei einem Steinkauzjungtier

Massiver Luftsackwurmbefall bei einem Steinkauzjungtier

Zum Foto: Nachdem ein bereits verendetes Jungtier untersucht wurde, konnten mindestens zwei Dutzend Würmer in Lunge und Luftsäcken nachgewiesen werden. Das Tier zeigte massive Veränderungen der Lunge und der Luftsäcke. Der Steinkauz wurde in einer Steinkauzniströhre tot geborgen; er zeigte bereits blasse Schleimhäute im Rachenbereich.

Es muss unbedingt eine mehrtägige Wurmkur durchgeführt werden, da Luftröhrenwürmer sehr hartnäckig sind.

Luftröhrenwurmeier; Rachenabstrich von einem Habicht

Luftröhrenwurmeier; Rachenabstrich von einem Habicht

Bandwurmbefall (Zestoden)

Bandwürmer haben wir bisher bei folgenden Greifvögeln und Eulen nachgewiesen: Mäusebussard, Sperber, Waldohreule.

Bandwurmeier im Kot eines Mäusebussards

Man sollte aber unbedingt immer den Kot des Patienten genau im Auge behalten. Besonders beim Mäusebussard haben wir schon des Öfteren lebende Bandwurmglieder im Schmelz (Kot) gesehen.

Bandwürmer können sehr lang werden

Bandwürmer können sehr lang werden

Wissenswertes: Wichtig! Bei Bandwurmbefall muss ein anderer Wirkstoff in der Wurmkur enthalten sein. Eine normale Wurmkur wirkt in der Regel nicht gegen diese Wurmart.

Saugwürmer

Saugwurmeier – Nachweis aus einer Wanderfalkenprobe

Saugwurmeier – Nachweis aus einer Wanderfalkenprobe
Foto: T. Küblböck

Filarien (Serratospiculum)

Diese Parasitenart konnten wir bisher nur ausnahmsweise mit geringem Befall bei einem adulten Wanderfalken nachweisen. Filarien benötigen Zwischenwirte, nämlich bestimmte Käferarten, die in Deutschland nicht vorkommen. Greifvögel, die aber als Teilzieher oder Langstreckenzieher regelmäßig nach Deutschland kommen, könnten daher trotzdem infiziert sein.

Filarien spielen in Mitteleuropa eine eher untergeordnete Rolle. In der Falkenklinik Abu Dhabi gehört es zum Beispiel aber zur Tagesordnung, Serratospiculum nachzuweisen. Mittels Schmelzproben und Endoskopien der Luftsäcke bleibt kein Befall unentdeckt.

Weitere Informationen zum Lebenszyklus des Serratospiculum lesen Sie hier als PDF: Serratospiculum Abu Dhabi F.H.

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Text und Fotos: Sylvia Urbaniak

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