Ende Januar wurden wir von einer Spaziergängerin telefonisch informiert, dass sie einen geschwächten und anscheinend flugunfähigen Mäusebussard an einem Grundstück entdeckt hatte. Dank dieser aufmerksamen Bürgerin konnte der hilfebedürftige Greifvogel schnell von uns aufgefunden und umsorgt werden. Er konnte vor Schwäche kaum noch fliegen, daher kamen wir gerade noch rechtzeitig zum Helfen. Der Vogel sonnte sich an einem leicht erhöhten Platz, da er schon so entkräftet war und keine Energie mehr hatte. Er wog nur noch 550g, da wussten wir schon, dass er am unteren Limit bereits angekommen war und es sich um ein deutliches Untergewicht handelte. Zum Glück hatte er noch keine Untertemperatur entwickelt, denn draußen war es auch empfindlich kalt und das zehrt sehr an den Tieren. Der Vogel wurde nun mit Infusionen, Futtergaben und einer Wurmkur aufgebaut, denn er war  bereits sehr stark verwurmt. Dann folgte noch ein zusätzlicher tierärztlicher Eingriff am Vogel. Beim Einfangen war uns nämlich aufgefallen, dass die vier mittleren Schwanzfedern abgebrochen waren. Diese wollten wir nun vor einer Freilassung noch mit Spenderfedern reparieren. Mäusebussarde haben immer zwölf Schwanzfedern und diese große Lücke in der Mitte konnten wir mit Mauserfedern eines anderen Vogels wieder erfolgreich schließen. Der Eingriff zur Federkorrektur, wie in diesem Fall, heißt fachmännisch ausgedrückt auch „Schiften“. Wie dies genau funktioniert konnte ich vor ein paar Jahren in der Falkenklinik Abu Dhabi erlernen. Dieses Wissen der Durchführung können wir nun an unseren heimischen Patienten weiter geben.

Um den Vogel nicht zu sehr zu stressen und um präzise arbeiten zu können, fand der Eingriff unter kurzer Narkose statt

Schiften – das Ergebnis kann sich sehen lassen

Danach war das Schwanzgefieder wieder vollständig

Nach dem Eingriff schmückte sich nun unser Patient mit fremden Federn. Die Schwanzfedern werden zum Navigieren beim Jagen und Fliegen benötigt. Flugbeeinträchtigungen durch fehlende Federn sind gerade zur Winterzeit zu vermeiden, schließlich sollte der Vogel auch einen optimalen neuen Start bekommen. Neue Federn werden erst in ein paar Monaten wachsen, so lange wird unser Patient nun mit den Implantaten fliegen können. Sie werden zur normalen Mauserzeit dann ausfallen.

Die Freilassung erfolgte nach ca. vier Wochen Pflege  bei uns am Fundort. Der Mäusebussard flog eine kraftvolle Runde und setzte sich in einem Baum ab, worunter er gefunden wurde. Er konnte sich sehr gut an die Umgebung erinnern, denn Greifvögel prägen sich die Regionen sehr genau ein. Besonders Mäusereich ist es dort auch, wie man uns berichtete.

Ein Video wie man Federn repariert (Dokumentation bei einem anderen Mäusebussard) finden Sie hier: