Weitere Gefahren

Greifvögel und Eulen als Opfer von Windkraftanlagen

Die staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg dokumentiert bundesweit alle Meldungen in einer zentralen Datenbank von an Windenergieanlagen verunglückten Vögeln und Fledermäusen.

Seit Einführung dieser Datenbank ist das komplette Ausmaß sichtbarer und der Dokumentation von Vogelverlusten an Windrädern kommt eine umso größere Bedeutung zu. Mittlerweile umfasst diese bundesweite Datenbank Angaben über mehr als 389 verunglückte Vögel. Die Greifvögel sind mit 140 Individuen in 12 Arten vertreten! Damit rangieren die Taggreifvögel an der Spitze aller betroffenen Vogelarten und stellen allein 36% aller gefunden Vögel dar.

Ein adulter Mäusebussard wurde von der Wucht des Windrades zerteilt - Fund im Kreis Kleve
Ein adulter Mäusebussard wurde von der Wucht des Windrades zerteilt – Fund im Kreis Kleve
Dieser Wespenbussard überlebte den Schlag mit dem Windrad. Hier sieht man die Folgen – die Pfeile zeigen jeweils die Frakturenden der Knochen. Das Tier konnte mit diesen schwerwiegenden Verletzungen nicht gerettet werden.

 

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier!

PDF zum Thema, Wiesenweihe verunglückt durch WKA: Artikel Wiesenweihen – WKA 2010

Dieser Rotmilan verendete am Schlag des Windrades. Foto: Thorsten Pröhl www.fokus-natur.de
Dieser Rotmilan verendete am Schlag des Windrades. Foto: Thorsten Pröhl www.fokus-natur.de

 

Passend zu der Thematik wurde ein solcher Unfall (auf Kreta) mit einem Gänsegeier dokumentiert.

Bisherige bekannte Todeszahlen von Gänsegeiern pro Jahr für ganz Spanien liegen bereits bei 1000 Individuen! Diese Informationen bekamen wir auf der Geierstation Mallorca im Jahr 2015. Für uns ganz klar, ein langsamer Tod auf Raten bei dieser Art. Da Geier nur ein Ei pro Jahr legen, ist ein dauerhafter Erhalt der Bestände unmöglich, wenn so viele Tiere an Windrädern jährlich tödlich verunglücken. Eine dramatische Tatsache finden wir – aber wann werden die Verantwortlichen dies eigentlich bemerken??

Bitte überlegen Sie sich genau, ob Sie sich das folgende Video anschauen möchten. Leider ist es die Realität….und ganz ehrlich, wir bekommen eine Gänsehaut, wenn wir uns das Video Vulture accident anschauen

 

Weitere Informationen finden Sie hier über die Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Vögel und Fledermäuse. 

Auf der Seite der staatlichen Vogelwarte Brandenburg gibt es auch den Meldebogen zur Meldung von Windkraftopfern. Leider sind die Dunkelziffern vermutlich sehr hoch, wie viele Tiere durch Windenergieanlagen versterben. Häufig werden die verendeten Tiere von Prädatoren aufgefressen.

 

Der Straßenverkehr

Einige Greifvögel suchen häufiger auf Straßen nach überfahrenen Resten anderer Tiere oder jagen am Randstreifen nach Nagern. Hier werden sie manchmal selbst zum Opfer und verunglücken meist dabei tödlich. Eulen überqueren auch gerne im Suchflug recht tief die Straßen.

Mäusebussarde verunfallen auf der Straße besonders häufig. Milane zum Beispiel landen eher selten auf der Fahrbahn. Bei einer Studie im Nordosten Frankreichs fand man zwischen 1992 und 2001 entlang von Straßen 677 überfahrene Greifvögel, wovon 11 Rotmilane und erschreckende 589 (!) Mäusebussarde festgestellt wurden.

Leider verunglücken auch immer wieder Eulen auf den Straßen.

 

Tödlich verunglückte Sumpfohreule – das Tier befand sich gerade auf dem Durchzug ins Brutrevier
Mäusebussarde verunglücken besonders häufig durch den Straßenverkehr – Foto © Frank Seifert

Wenn wir an der Straße verunglückte Greifvögel oder Eulen eingeliefert bekommen, weisen soe häufig schwere Veretzungen auf wie Trümmerbrüche, Einblutungen in die Augenhöhle, innere Blutungen, Schädeltraumen.

 

Steinkauz_Verkehrsunfall
Fundort dieses Steinkauzes – auf der Straße – hier mit schwerer Augenverletzung

 

Unfälle auf der Autobahn

Manche Tiere geraten „nur“ in den Sog von LKW´s und kommen mit einem Schädeltrauma davon. Man muss sich das so vorstellen, dass besonders große Fahrzeuge starke Luftverwirbelungen am Straßenrand erzeugen und viele Greifvögel federleicht dort hinein geraten. Dann bleibt nur zu hoffen dass der Vogel das überlebt. Das nächste Problem ist, dass man als Helfer häufig an stark befahrenen Straßen gar nicht anhalten kann. Bei Unfalltieren auf der Autobahn raten wir hiermit eindringlichst davor ab, den Vogel selbst zu bergen. Sich selbst in Gefahr zu bringen und/oder andere Verkehrsteilnehmer ist viel zu hoch und leichtsinnig, zudem es nicht erlaubt ist auf der Autobahn einfach anzuhalten. Es ist mit empfindlichen Bußgeldern ab 70 Euro aufwärts bis über 300 Euro zu rechnen. Flüchtet der verletzte Vogel, der eingefangen werden soll, auf die Fahrbahn und es wird dadurch ein Verkehrsunfall verursacht, wäre die Katastrophe perfekt.

Bitte informieren Sie hierfür die Autobahnpolizei, diese können bei der Bergung vorher richtig absichern und zugreifen. Aus praktischen Erfahrungen heraus wissen wir, dass die meisten Vögel die auf der Autobahn verunglückt sind, irreparable Schäden aufweisen und am Ende sehr oft vom Tierarzt eingeschläfert werden müssen.

Mäusebussard mit Flügelfraktur – Fundort an einer Landstraße

 

 

Netzunfälle – Abwehr gegen Reiher – Todesfalle für Eulen und Greifvögel

 

Wir als Pflegeauffangstation müssen uns auch mit anderen Vogelarten wie zum Beispiel dem Reiher auseinander setzen, oder viel mehr mit der Abwehr gegen diese.

Wir möchten aus gegebenen Anlässen unbedingt darauf hinweisen und aufklärend wirken, dass die Abwehr von Graureihern mittels Nylonschnüren und Netzen sehr fahrlässig gegenüber anderen Vogelarten ist.

Wir vermuten, dass den Verursachern häufig nicht bewusst ist, welch einen Schaden gespannte Nylonschnüre am Teich anderen Tieren zufügen können. Wir hatten erst kürzlich zwei Tiere in unsere Station eingeliefert bekommen, welche sich nachweislich in solchen Reiherabwehrschnüren verfangen haben und sich dabei schwer verletzt haben. Erst vor ein paar Wochen erhielten wir eine Waldohreule, welche sich an beiden Flügeln durch Befreiungsversuche schwer verletzt hatte. Im Flügel hing noch ein Rest der Schnur, welche sich sehr unglücklich um die Federn verwickelt hatte.

 

Diese Waldohreule ist an einer Reiherabwehrschnur verunfallt
Diese Waldohreule ist an einer Reiherabwehrschnur verunfallt

Die Schnur hatte sich so heillos im Flügel verknotet, dass zur Entfernung der Vogel sogar kurz mit Narkose betäubt werden musste, damit man in Ruhe im Gefieder arbeiten konnte ohne die wichtigen Federn zu zerstören. Unglücklicherweise handelte es sich aber gerade um eine Eule, die sich in der Mauser befand und zu diesem Zeitpunkt die äußeren Handschwingen neu wuchsen. Wenn Federn bei einem Vogel neu wachsen, werden sie dabei durchblutet und während diesem Wachstumsprozesses verunfallte die Eule. Sie schlug sich die wachsenden Federkiele wund.

 

 

Da wir die Eule nach Genesung und abwarten des Federwachstums wieder am Fundort frei gelassen haben, konnten wir den „Fundort Garten“ inclusive Fischteich mit eigenen Augen begutachten. Ein Bild des Schreckens zeigte sich, denn es war viel schlimmer als wir uns jemals gedacht hätten. Die Besitzer eines vermutlich 1000 m2 großen, schön angelegten Gartens hatten den kompletten Garten, also weitaus mehr Fläche als der recht kleine Teich, mit Nylonschnüren kreuz und quer in Höhe von circa zwei Metern abgespannt.

Wir wiesen die Besitzer dieser „Schnuranlage“ darauf hin, dass soetwas unverantwortungsvoll den gesamten Vögeln gegenüber wäre. Tagaktive Vögel, sowie nachtaktive Vögel können die Gefahr nicht wahr nehmen und bleiben im Flug in solch einer Schnur verhängnisvoll hängen. Sie können verletzt im Schock sterben, Beute werden von anderen Tieren oder sich die Flügel brechen und ausrenken.

Nun können wir noch einen weiteren Fall dokumentieren, diesmal ein Waldkauz. Auch dieser wird sicher im abendlichen Tiefflug in eine solche Abwehrschnur geflogen sein. Er versuchte sich durch Abwehrbewegungen zu befreien und verrenkte sich dabei unglücklich.

 

Dieser Waldkauz verunfallte an einer Reiherabwehrschnur
Dieser Waldkauz verunfallte an einer Reiherabwehrschnur

 

Der Flügel zeigt eine Lähmung und der Vogel ist daher flugunfähig

In diesem Netz verunfallte ein Waldkauz fast tödlich

 

In diesem Netz verunfallte ein Waldkauz fast tödlich

Stundenlang hing dieser Waldkauz im Netz aufgehangen bis er entdeckt wurde

Bisher war jeder Vogel nach solch einem Unfall flugunfähig, auch in diesem Fall kann man deutlich den hängenden Flügel erkennen. Wir sind sehr traurig bei dem Anblick und es wäre wirklich nicht nötig gewesen.

Das Teichnetz soll die Kois vor dem Graureiher schützen und wird gleichzeitig zu einer Todesfalle für streng geschützte Vogelarten wie zum Beispiel Eulen. Von den Besitzern solcher Anlagen hört man meist „hier ist bisher noch nie ein Tier verunglückt“. Doch ein Beseitigen der Netze wird in der Regel nicht vorgenommen, was wir sehr bedauern. Da wird lieber auf das nächste Opfer gewartet (?)….

Uns wäre es natürlich am liebsten, wenn es solche Vogelfallen nicht geben würde, dennoch sollten die Teichbesitzer tatsächlich genau überlegen, ob die Abspannung der Netze nicht kleiner gehalten werden könnte. Viele dieser Anlagen sind weitaus großflächiger angelegt, als der Teich überhaupt ist.

Wir bitten daher sich genau zu überlegen, ob man Reiher mittels Netzen oder Schnüren abwehren möchte und somit auch eine mögliche Verletzungs- oder Todesfalle für andere Vögel bietet.

 

Weitere Unfälle sind ebenfalls möglich, wie dieser Uhu (in den USA) in einem Netz von einem Fußballtor verunglückt ist:

 

 


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Stromopfer:

Massive Strommarken an den Füßen eines Mäusebussardes – Das Tier lebte noch bei der Einlieferung. Es erfolgte aus Tierschutzgründen die Euthanasie