Unterstützung mit Nistkästen
Die Schleiereule ist ein sehr nützlicher Jäger, rund zwei bis drei Mäuse kann sie täglich ohne Probleme fressen. Je nach Mausgröße auch bis zu fünf Stück am Tag. Bauern schätzten schon früher die Schleiereule sehr, da sie viele Mäuse vertilgt und sich somit sehr nützlich machte.
Sie lebt sehr heimlich und versteckt und kommt in der Regel erst in der Nacht hervor.
Leider gehen immer häufiger die Wohnstätten für Schleiereulen aus. Alte Gehöfte oder landschaftliche Gebäude, wie Scheunen und Kirchen, konnten gut beflogen werden, weil immer irgendwo ein Tor oder Fenster geöffnet war. Heutzutage hat es die Eule nicht mehr so leicht, selbst Kirchen werden immer häufiger mit Gittern abgeschirmt, um Tauben und Dohlen fernzuhalten. Aufgrund dessen gibt es keine Einfluglöcher für die Schleiereule.
Leider gibt es immer mehr moderne Bauernhöfe, bei denen die Ställe mit Trapezblechen gebaut werden. Wenn man keine Öffnung schafft, können keine Eulen mehr zum Brüten hineingelangen.
Bei älteren Gebäuden gibt es häufiger noch Einschlupflöcher, wie im folgenden Bild zu sehen ist. Dieses reicht von der Größe her der Eule vollkommen aus, um in das Gebäude zu gelangen.
Hilfreich – und bereits vielfach umgesetzt – ist das Anbringen von künstlichen Nistmöglichkeiten in Form von selbstgebauten Schleiereulenkästen, die an geeigneter Stelle installiert werden.
Wichtig: Die im Handel angebotenen Kästen, auch von namhaften Herstellern, sind oft viel zu klein.
Für die Brutphase sind die Kästen zwar noch ausreichend, aber in der Flüggephase benötigen die Jungeulen eigentlich viel mehr Raum, um ab der vierten Lebenswoche ihre Flugmuskulatur und das Sprungverhalten (virtuelles Mäusespringen) zu trainieren. In den Scheunen und Dachböden hatten die Jungvögel früher oft die Möglichkeit, auf größeren Flächen ihre Fähigkeiten zu üben. In den kleinen Kästen, die bis zum Ausflug benutzt werden, ist dieser Platz unzureichend.
Abhilfe: Wenn irgendwie möglich, sollte der Nistkasten auf einer Fläche stehen und nicht in der Luft hängen. Die jungen Schleiereulen verlassen ab etwa der vierten Lebenswoche dann den Kasten für Flug- und Springübungen, die meist in der Nacht stattfinden. Sie kehren aber zum Fressen und Schlafen und für den Schutz vor Witterung immer wieder in den Kasten zurück und kuscheln sich tagsüber dort zusammen.
Hier können Sie weitere Informationen über die Anbringung von Schleiereulenkästen lesen: Where’s the best place for your Barn owl nestbox?
Richtiges Einstreu für Nistkästen
Leider kann man auf verschiedenen Webseiten falsche Empfehlungen bezüglich der Einstreu für Nistkästen nachlesen. Diese sind allerdings längst überholt und schlichtweg falsch sowie gesundheitsschädlich. Es darf niemals Stroh, Heu oder Rindenmulch als Nistmaterial in Schleiereulenkästen eingebracht werden!
Diese Einstreuarten können zwar trocken eingebracht werden, aber sie neigen zu schneller Schimmelbildung! Daher bitte nicht wie im gezeigten Bild (Dokumentation nicht in unserer Station) die Tiere auf Stroh halten! Alleine durch die Luftfeuchtigkeit draußen und die größeren Mengen der Ausscheidungen der Tiere wird es zu Problemen kommen. Schimmelpilze werden in geschlossenen Nistkästen in hoher Dosis von den Tieren immer wieder eingeatmet, eine Belüftung der Kästen ist nicht wirklich gegeben. Die Folge wird eine Aspergillose sein. Die Pilze setzen sich in dem empfindlichen Atemtrakt fest. Hier lesen Sie mehr über diese Erkrankung: Aspergillose. Es kann trockenes Holzhäcksel oder grobes Buchenholzgranulat eingebracht werden. Einstreu, welches Feuchtigkeit speichern kann und allgemein schlecht trocknet, ist immer zu vermeiden. Zu feines Einstreu, welches sogar an den Futtertieren kleben bleiben kann, ist ebenfalls nicht sinnvoll. Sand oder feines Kleintierstreu zum Beispiel gehören zu ungeeignetem Einstreu. Die Vögel könnten beim Fressen im Kasten von diesem Material immer wieder etwas abschlucken und es kann zu lebensbedrohlichen Verstopfungen kommen.
Die künstliche Aufzucht
Immer wieder kommt es vor, dass junge Schleiereulen zu früh den Nestbereich verlassen haben bzw. abgestürzt sind. Dies kann an einem zu kleinen Kasten liegen.
Andere mögliche Ursachen sind Futtermangel oder dass das betroffene Jungtier ein „Nachzügler“ ist. Hierbei ist zu erwähnen, dass Schleiereulen kannibalistisch veranlagt sind, wenn Futtermangel herrscht. Unter anderem landen solche Unglückstiere dann in Pflegestationen und müssen nun aufgezogen werden.
Kommt man ihnen zu nahe, wissen sie sich in der Regel mit den Krallen zu wehren. Sie können dabei auch fauchen, zischen und beißen.
Zurücksetzen ist häufig die beste Lösung
An dieser Stelle möchte ich besonders hervorheben, dass die künstliche Aufzucht bei der Schleiereule in Gefangenschaft nicht zwangsläufig notwendig ist. Wir führen diese nur tageweise durch, bis das Zurücksetzen realisiert wurde. Gerade wie im vorher beschriebenen Absatz gibt es bei der Schleiereule viele Nisthilfen, die der Mensch aufgehängt hat und die daher gut erreichbar sind. Am Fundort eines Jungtieres sollte zuerst genau geschaut werden, ob nicht ein Nistkasten in erreichbarer Höhe vorhanden ist oder eine Nistecke zu entdecken ist. Im positiven Falle können die abgestürzten Jungtiere (wenn unverletzt und munter) wieder höher gesetzt werden bzw. je nach Alter auch direkt in den Kasten zurückgesetzt werden.
Der menschliche Geruch spielt hierbei keine Rolle, obwohl der Irrglaube immer noch sehr verbreitet ist, dass man Vögel deswegen nicht anfassen darf. Die Eulen können ohne Probleme angefasst und zur Familie zurückgesetzt werden. Wir haben selber schon erfolgreich Turmfalken, Wanderfalken, Steinkäuze und Schleiereulen zurückgesetzt, ohne dass es Probleme gab. Voraussetzung ist aber, dass das Tier gesund ist und normales Bettelverhalten zeigt; die eigene Körpertemperatur sollte ebenfalls stimmen. Unter den Fundtieren sind nämlich regelmäßig kränkelnde Tiere dabei, die aufgrund fehlenden Bettelverhaltens nicht mehr versorgt wurden und schließlich völlig geschwächt aufgefunden wurden. Der Ernährungszustand muss daher immer sehr kritisch beurteilt werden, das Brustbein darf nicht hervorstehen.
Ist ein Zurücksetzen nicht möglich, gibt es aber noch eine weitere Variante, den Jungtieren sinnvoll zu helfen. Am besten informiert man sich, wer hier der richtige Ansprechpartner ist. Auch in unserer Gegend gibt es immer irgendwo Bauern, Pferdeställe oder Kirchen, in denen ein Schleiereulenkasten hängt. Dies kann im Falle einer Rückführung eines Jungtieres interessant werden, da in der Regel fremde Schleiereulenfamilien ebenfalls zum gleichen Zeitpunkt Junge versorgen. Kann man einen fremden Nistkasten finden (hier fragt man zuständige Personen vor Ort), in dem sich fast gleichaltrige Jungtiere befinden, ist ein Dazusetzen einer fremden Schleiereule kein Problem.
Es ist aber anzumerken, dass Schleiereulenjunge im Abstand von zwei Tagen schlüpfen. Bei fünf Jungtieren ist das Älteste also mindestens zehn Tage älter als das Jüngste. Das ist in der Entwicklung ein riesiger Unterschied, siehe folgendes Foto.
Oft verlassen die Jungtiere gleichzeitig den Nistkasten, somit kann das Jüngste schnell auf der Strecke bleiben. Dieser Umstand ist also auch beim Einsetzen in einen Nistkasten genau zu beachten.
In unserer Station handeln wir nach der Devise „Lieber einmal etwas mehr Zeit aufbringen, einen Jungvogel vernünftig unterzubringen und einen geeigneten Nistkasten finden, als das Tier möglicherweise wochenlang von Hand aufzuziehen“. Die Aufzucht durch die Eulenaltvögel ist immer besser für das spätere Überleben des Jungtieres. Die Führungszeit für die Selbstständigkeit in freier Natur kann von Elterntieren am besten übernommen werden; ein Mensch kann so etwas nur bedingt erfüllen. Zudem sind Eulenvögel etwas begriffsstutzig und benötigen eine längere Zeit, um in der Natur wirklich selbstständig überleben zu können. Bei gut erreichbaren Schleiereulenkästen kann bei Unsicherheiten auch alle paar Tage mit nur minimaler Störung das Nachlegen von Futtertieren realisiert werden (vorzugsweise tote adulte Mäuse). In mäusereichen Jahren kann die Schleiereule über fünf Junge (bis zehn) ohne Probleme aufziehen, ohne dass an Nahrungsmangel gedacht werden muss. Teils geht sie dann auch tagsüber jagen, um genug Nahrung herbeizubringen. Bei einer längeren Regenperiode kann die Schleiereule bisweilen einen Nahrungsengpass erleiden. Bei starkem nächtlichen Regen fehlt ihr die Möglichkeit, zur Jungenaufzucht genügend Futter heranzuschaffen. Gibt es viele Mäuse, legt sie aber auch einen Futtervorrat an.
Die Jungvögel werden im Alter von zwei Monaten flügge und verlassen den Nistkasten. Nach zwei weiteren Monaten sind diese dann völlig selbstständig. Die Schleiereule kann in freier Natur bis zu 22 Jahre alt werden (ältester Ringfund), allerdings werden viele nur gerade mal zwei Jahre alt.
Aufzucht durch den Menschen
Sollte die Aufzucht in Gefangenschaft unausweichlich werden, so müssen die Eulen ruhig untergebracht werden und dürfen nicht mit Waldohreulen oder Waldkäuzen zusammengehalten werden! Diese Eulenarten sind von ihrer Biologie grundlegend verschieden und würden sich in der Natur immer aus dem Weg gehen.
Eine Eule sollte nicht zwangsernährt werden, da dies nicht notwendig ist. Ein gesundes Küken schnappt freiwillig nach den angebotenen Happen. Frisst eine Eule nicht, ist hier mit einer Krankheit zu rechnen und es kommt zur Appetitlosigkeit. Eine Nahrungsverweigerung hat immer einen Grund! Die Körpertemperatur sollte kontrolliert werden und um die 40 °C liegen. Das Füttern von Eulen mit Untertemperatur führt unweigerlich zum Tod! Jungtiere können aufgrund des Dunengefieders schnell auskühlen.
Eine Zwangsernährung würde in den meisten Fällen den weißen Schleier nur unnötig verschmutzen. Stehen die Eulen schon selbstständig und sicher auf den Füßen, können zerkleinerte Futtertiere oder komplette Futtertiere zu deren Füßen gelegt werden.
Wir legen immer abends entsprechende Futtermengen (adulte Mäuse – keine Babymäuse) in die Aufzuchtboxen und die Eule wird nachts heimlich alles auffressen. Auch bei mehreren Tieren kann man einfach das Futter (Mäuse) entsprechend nachgezählt anbieten. Wenn am nächsten Morgen alles weg ist, weiß man sicher, dass der Vogel ausreichend Nahrung zu sich genommen hat. Das Vorbereiten auf die Wildbahn beinhaltet auch die Unterbringung in einer entsprechend großen Flugvoliere, am besten ausgestattet mit einem Schleiereulenkasten. Es müssen eine Badestelle sowie einige Versteckmöglichkeiten angeboten werden.
Die beste Möglichkeit, eine Fehlprägung auf den Menschen zu umgehen, ist, mindestens noch eine weitere Schleiereule zur Aufzucht dazuzusetzen oder das Fundtier an eine Stelle abzugeben, wo bereits Schleiereulen aufgezogen werden.
Die Jagdfertigkeiten müssen trainiert werden
Die sinnvollste Freilassungsmethode wäre bei der Schleiereule die Wildflugmethode, also eine ähnliche Vorgehensweise wie beim Waldkauz, die wir in unserer Station jedes Jahr erfolgreich durchführen. Allerdings muss hier zwingend das Habitat stimmen. Ein Nistkasten im Bauernhof wäre der sinnvollste Ausgangspunkt, um die Auswilderung erfolgreich durchzuführen. Das "Nachlegen" von Futtertieren sollte regelmäßig erfolgen. Die Eulen lernen selbstständig die Umgebung kennen und lernen mit der Zeit, wie man Mäuse aufspürt und fängt. Das Mäusefangen üben in einer Voliere reicht nicht für die freie Wildbahn. Schleiereulen müssen lernen, an welchen Stellen in natürlicher Umgebung die Mäuse vorkommen. In einer Voliere wären die Bedingungen zu einfach. Während des Mäusefang-Lernprozesses sollte nicht zu viel Futter im Kasten angeboten werden. Wird sie ständig satt gefüttert, verzögert sich das Interesse an lebenden Mäusen.
Da die Überwachung dieser sehr nachtaktiven Eulenart schwierig für uns ist, nutzen wir persönlich Wildkameras zur Überwachung. Wildkameras können Fotos oder Videos anfertigen, ohne die Tiere nachts zu stören. So hat man perfekte Einblicke in deren Verhalten.
Nahrungsquellen für den Winter sichern
In mäusereichen Jahren kann die Schleiereule bis zu zehn Junge in einer Brut aufziehen bzw. nochmals zur Brut schreiten. Wenngleich selten, kommt es sogar zu einer Drittbrut. In brutreichen Jahren erfährt die Schleiereule einen Nachteil: Sie hat sich sehr stark spezialisiert, nämlich auf den Fang von Mäusen. Kommt es im Winter zu Schneefall, bekommt diese Eulenart sehr schnell ein Problem, sie findet kaum noch Nahrung. Die Mortalität kann dann sehr hoch sein. Greifvögel oder Eulen, die auch zu höheren Prozentanteilen Vögel jagen, leiden nicht so schnell an Futtermangel – schließlich können Kleinvögel nicht eingeschneit werden. Die Schleiereule ist aber sehr abhängig vom Mäuseaufkommen. Möchte man der Schleiereule im Winter gezielt helfen, so sollten hier speziell Fütterungen für die Mäuse stattfinden. Insbesondere bei der Lagerung von Getreide und Mais ist mit vielen Mäusen zu rechnen. Füttert man also im Winter die Mäuse etwas mehr, hat man der Schleiereule geholfen und profitiert damit auch langfristig von dem fleißigen Mäusejäger.
Hinweis:
Leider kommt es aber immer wieder vor, dass (egal zu welcher Jahreszeit) die Mäuse oder gar Ratten Überhand nehmen. Hier wäre es allerdings sehr leichtsinnig, mit Giften gegen die Nager vorzugehen. Es kommt immer wieder zu Sekundärvergiftungen, wenn die Eule eine bereits vergiftete Ratte oder Maus zu sich genommen hat. Je nach Menge der Giftaufnahme und dem Zeitpunkt des Auffressens des vergifteten Nagers kann die Eule sich ebenfalls daran vergiften (Cumarinvergiftung) und schließlich daran verenden.