Da Gefiederschäden eine ganz besondere Problematik bei der Haltung von Greifvögeln und Eulen sind, möchten wir diesem Thema eine gesonderte Rubrik geben.

Turmfalke_GefiederschadenTurmfalke mit Gefiederschäden wegen fehlerhafter Unterbringung in einer Gitterbox - so macht man uns unnötig Arbeit und den Vogel jagdunfähig

Das Gefieder der Vögel ist zwar recht belastbar, aber eine Unterbringung in Gitterboxen oder Käfigen muss unbedingt vermieden werden. Es ist immer zu bedenken, dass der Vogel mit abgebrochenen Federn keine Chance mehr hat draußen zu überleben, da er nicht mehr so wendig bei der Jagd ist.

Besonders ärgerlich ist es für uns, wenn solch ein Fall (wie oben dokumentiert), bei uns in die Station eingeliefert wird. Es ist innerhalb eines Tages ein massiver Schaden am Tier entstanden, insgesamt fünf Schwanzfedern sind bei diesem Falken in einer Gitterbox im Kiel gebrochen. Nun heißt es, der Vogel muss entweder maximal ein Jahr in der Station verbleiben, bis die Federn neu gewachsen sind oder man muss diese Federn reparieren (Schiften).

Transport_Kaefig_

Das Schiften der Federn ist der denkbar einfachste Weg, um einen Vogel wieder schnell in die Freiheit entlassen zu können, wenn dies sein einziges Problem ist.

Was ist mit „Schiften“ gemeint ?

Mit Schiften meint man das Reparieren von abgebrochenen oder angebrochenen Federn. Hierzu gibt es verschiedene Techniken: Mit Schiften kann gemeint sein, dass man ein künstliches Implantat in den hohlen Federkiel einschiebt, um mit diesem die Feder wieder zu reparieren oder einen neuen Teil einer anderen Feder zu verbinden. Alternativ wird der angeknickte instabile Federkiel von außen stabilisiert, damit ein komplettes Abbrechen verhindert werden kann. Nach dem Schiften sollte der Patient wieder voll flugfähig sein und die Reparatur sollte im Idealfall bis zur nächsten Mauser halten.

Beim Schiften geht es hauptsächlich um die Reparatur der Schwanzfedern und Handschwingen des Vogels, denn die sind am häufigsten von Defekten betroffen.

Die vier mittleren Schwanzfedern wurden durch Spenderfedern repariert, nur noch kleine Farbunterschiede lassen den Eingriff erahnen.

Probleme, die das Schiften manchmal unmöglich machen

Das häufigste Problem: Die passenden Ersatzfedern sind nicht vorhanden.

Alleine für Turmfalken müssten Ersatzfedern für Männchen, Weibchen, Altvögel und Jungvögel vorhanden sein. Die Unterschiede liegen hier insbesondere bei der Federlänge und Breite. Dies ist je nach Greifvogelart für Pflegestationen manchmal überhaupt nicht zu realisieren.

Insbesondere bei Zugvögeln ist ein tadelloses Gefieder ein absolutes MUSS. Doch wer hat Ersatzfedern von Wespenbussard und Baumfalke mal eben zur Hand?

Aber es gibt noch ein paar Möglichkeiten und Tricks. Benötigt man Ersatzfedern des Stoßes von einer Rohrweihe, können auch Schwarzmilanfedern her halten. Beim Wespenbussard, der sich mit einem besonders langen Schwanzgefieder auszeichnet, können Ersatzfedern bisweilen vom Wüstenbussard oder Habicht genommen werden. Gerade Wüstenbussarde oder auch Harris Hawks genannt, werden von Falknern bzw. Falknereien sehr häufig gehalten. Mauserfedern dieser Art zu bekommen ist nicht so schwierig. Je nach Größe des Wespenbussardes muss man Terzel- oder Weib Federn vom Wüstenbussard anpassen. Auf jeden Fall besitzen diese Federn Ähnlichkeit und robust sind sie noch obendrein. Auch wenn die Farbe nicht stimmt, das ist den Tieren in dem Fall egal, hauptsache der Vogel muss nicht wegen einem Federschaden und fehlenden Ersatzfedern in Deutschland überwintern. Beim Sperber kann man bisweilen auf Schwanzfedern von Rabenkrähen zurück greifen. Falls das Schiften einer Rabenkrähe durchgeführt werden soll, sprechen sie uns ruhig an, wir können da gerne behilflich sein.

Bei Beizvögeln verhält sich der Federbruch noch einmal anders, denn Falkner haben zumeist die Mauserfedern von ihrem eigenen Vogel aufgehoben, um immer die passenden Ersatzfedern zur Hand zu haben, falls der Fall einmal eintreten sollte.

So führen wir das Schiften an unseren Patienten durch

In folgenden Videos zeigen wir, wie das Schiften in den USA durchgeführt wird:

Schiften eines Coopers Hawk (Rundschwanzsperber)

Sind die Schäden zu heftig und der Kiel ist bis oben hin geschädigt, ist ein Schiften nicht mehr möglich, siehe folgendes Bild.

Hier ist das Schiften nicht möglich, da die Kiele der Handschwinge völlig zerfetzt und zerstört sind

Erklärung zum Foto: Hier handelte es sich um einen Mäusebussard, der unter tierquälerischen Zuständen über einen längeren Zeitraum in einem Gitterkäfig gehalten wurde. Das Tier wurde zwar später polizeilich beschlagnahmt, doch die Hilfe kam zu spät für diesen Vogel. Er zeigte diverse andere Verletzungen am Körper, daher musste das Tier von seinem Leid erlöst werden.

Ein weiteres Beispiel zur Vermeidung von Gefiederschäden:

Schwanzschutz für Baumfalken

Baumfalke mit Stoßschutz – Vorbeugung gegen Schäden während der Rehabilitationszet

Manchmal müssen die Tiere falknerisch gehalten oder trainiert werden. Auch hier kann das Schwanzgefieder noch zusätzlich geschützt werden.

Leider waren schon einige Stationen in der Situation, die Tiere über den Winter in der Voliere halten zu müssen, um auf die nächste Mauser zu warten. Diese Vorgehensweise sollte – wenn möglich – vermieden werden.

Vögel die sehr stressemfpindlich sind, wie z. B. der Sperber und Habicht, sollten wenn irgend möglich in geschlossene Unterbringungen kommen. Es ist ein Irrglaube der Greifvogel würde das Gitter sehen und daher nicht dagegen fliegen.

Grimale oder Wasserzeichen im Gefieder, hier bei einem Steinkauz

 

Bei diesem jungen Tier (Steinkauz) zeigen wir einen Streifen, der das gesamte Steuergefieder durchzieht. Dieser Streifen ist entstanden, während das Gefieder sich im Wachstum befand. In diesem Fall war die Entstehung des Streifens der Zeitpunkt der Einlieferung des schwer verletzten Tieres. Solche Streifen, oder auch Grimale genannt, können in diesem Ausmaß an jeder Feder nur bei einem wachsenden Tier beobachtet werden.

Jeder Vogel benötigt beim Federwachstum eine optimale Futterversorgung, also eine optimale Nährstoffversorgung zur Bildung einer gesunden Feder. Besonders häufig kann man bei Vögeln diese Defekte am ehestens im Schwanzgefieder sehen. Wenn ein Vogel krank, oder unterernährt ist, wird man einen bleibenden Schaden in den Federn sehen können. Diese Beobachtung machen wir auch regelmäßig bei bereits ausgewachsenen Wildvögeln. Es kann auch ein kurzzeitiger Nahrungsengpass über wenige Tage die Ursache gewesen sein, um diesen instabilien Streifen zu hinterlassen.

Grimale in Schwanzfedern eines jungen Wanderfalkens

deutliche Grimale in mehreren Handschwingen beim Wanderfalken

Nachteil dieser Streifen im Gefieder, welche auch Wasserzeichen genannt werden ist: die Feder ist genau in diesem Bereich instabil. Eine sogenannte „Sollbruchstelle“ entsteht hier. Das Gefieder verschleißt in diesem Bereich deutlich schneller und kann genau auf Höhe des Streifens frühzeitig abbrechen.

Das Schiften bei Eulen

Das Schiften von Eulenfedern ist grundsätzlich möglich, aber schwieriger, da diese Federn deutlich empfindlicher vom Aufbau her sind. Das Reparieren der Federn von Großeulen ist allerdings möglich und hierzu habe ich ebenfalls Kurzvideos zur Veranschaulichung heraus gesucht.

Gezeigt wird das Schiften bei einer Schnee Eule und bei einem Streifenkauz in den USA, bei beiden Tieren sind die Federn aus verschiedenen Gründen zu Bruch gegangen:

Schnee Eule wird mit Ersatzfedern am Flügel geschiftet

Ein Streifenkauz wird geschiftet

Übrigens, das Schiften kann natürlich auch bei anderen Vogelarten durchgeführt werden und begrenzt sich nicht auf Greifvögel und Eulen.

Erklärung zum Schiften/Imping bei Großeulen

Beispielsweise kann diese Methode auch bei Rabenkrähen durchgeführt werden, welches ich auch sehr begrüßen würde, da viele dieser Federpatienten unnötig lange in Gefangenschaft gehalten werden. Wir helfen gerne beim Schiften, Ersatzfedern sind bei uns im Fundus.

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