Als Pflegestation unterstützen wir schon seit geraumer Zeit aktuelle Studien im Wildvogelbereich. Zum einen eine DNA Untersuchung verschiedener Ektoparasiten bei Wildvögeln und andererseits Monitoring-Untersuchungen zum Nachweis von verschiedenen Arbo-Viren (d. h. von Insekten übertragbare Viren). Die erste Studie soll beleuchten inwiefern und welche Ektoparasiten bei unseren Wildvögeln bzw. Zugvögeln eine Rolle spielen, dabei werden DNA Untersuchungen durchgeführt. Bei der Virusstudie geht es vorrangig um virologische und serologische Untersuchungen der Blutproben von Wildvögeln auf das Vorkommen von Usutu- und West Nil Viren.
Das Usutu-Virus (USUV) ist eng verwandt mit dem in Südeuropa schon länger vorkommenden West-Nil-Virus (WNV) und dem im asiatischen Raum beheimateten Japan-Enzephalitis-Virus aus der Familie der Flaviviridae. Das Usutu-Virus hat seinen Ursprung in Afrika südlich der Sahara und galt lange als ein Virus mit rein afrikanischer Bedeutung. Das West-Nil-Virus erhielt seinen Namen nach seinem erstmaligen Isolierungsort 1937 im West-Nil-Distrikt in Uganda/Afrika. Beide Viren können Erkrankungen bei Tieren und Menschen auslösen und werden daher zu den Zoonosen gezählt.
Der Übertragungsweg sind blutsaugende Insekten, vorranging Stechmücken. Es wird vermutet, dass besonders die Zugvögel dabei Viren über lange Strecken transportieren können und somit in neue Gebiete einschlepppen. Einige Vogelarten aber, wie zum Beispiel Raben, Rabenkrähen, Eichelhäher und Greifvögel (insbesondere Habichte), sind besonders empfänglich für eine West-Nil-Infektion. Es ist möglich, dass es zu tödlichen Gehirnentzündungen kommen kann und die Tiere daraufhin versterben.
Mit dem West Nil Virus beschäftigt man sich schon viele Jahre. Untersuchungen wurden bereits in Amerika durchgeführt.
Nach dem Auftreten von Usutu-Virus in einem Mückenpool in Deutschland (Weinheim) im Sommer 2010, hat sich das Virus in den letzten Jahren besonders in Südwestdeutschland unter Wildvögeln, vorranging bei Amseln (Turdus merula), weit verbreitet und zu einem massiven Amselsterben in den Jahren 2011 und 2012 geführt. Im Jahr 2013 und 2014 wird ein deutlicher Rückgang der Erkrankungszahlen bei den Wildvögeln bei gleichbleibendem Verbreitungsgebiet verzeichnet. Bisher scheint sich das Usutu-Virus-Infektionsgeschehen auf Südwestdeutschland zu beschränken.
Das Institut für neue und neuartige Tierseuchenerreger am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems beherbergt als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit das Referenzlabor für West-Nil- und Usutu-Viren, da die WNV Infektion von Vogel und Pferd eine anzeigepflichtige Tierseuche in Deutschland ist. Wissenschaftler dieses Instituts führen schon seit einigen Jahren ein kontinuierliches Monitoring, also eine Überwachung von Wildvögeln, auf das Vorhandensein dieser Viren durch.
Bisher gilt Deutschland offiziell als West-Nil-Virus frei, aber das hat sich mittlerweile auch geändert. Es wurden zunehmend West-Nil-Infektionen vor allem bei Habichten nachgewiesen.
Mithilfe von Pflegestationen in Deutschland erwünscht
Da das Wildvogel-Monitoring möglichst sehr flächendeckend in Deutschland durchgeführt werden soll, ist die Mitarbeit von Fachkliniken, Pflegestationen, Beringern, Biologen und Tierärzten gefragt. Wir als Pflegestation in Nordrhein Westfalen bekommen sehr viele einheimische Greifvögel und Eulen eingeliefert, aber auch manchmal Singvögel. Beim Vorliegen einer Erkrankung oder zur Abschätzung des Gesundheitszustandes werden routinemäßig Blutproben genommen. Wir sind nun sehr froh, dass wir dabei erhaltene Restblutproben dem Monitoring-Programm am FLI zur Verfügung stellen können.
Blutentnahme bei Vögeln?
Manchmal werden wir gefragt, wie man sich eine Blutentnahme beim Vogel überhaupt praktisch vorstellen kann. Für eine Blutentnahme wird der Vogelpatient von einer zweiten fachkundigen Person gehalten. Bei Greifvögeln werden die Patienten in der Regel hierzu kurz verhaubt, so wie es im folgenden Kurzvideo ebenfalls gehandhabt wird.
Blutentnahme bei einem Wanderfalken an der Halsvene
Denn die Tiere sind dann deutlich ruhiger und stressfrei, gemäß dem Motto „was sie nicht sehen, regt sie nicht auf.“ Zur Blutentnahme können Beinvenen (Vena metatarsea), Flügelvenen (Vena cutenea ulnaris superficialis) oder die Halsvene (Vena jugularis) genutzt werden. Dies wird je nach Vogelart unterschiedlich entschieden, welche Vene dann bevorzugt wird.
Insgesamt dauert solch eine Blutentnahme nur wenige Sekunden. Nun sind wir natürlich gespannt welche Ergebnisse die Untersuchungen von allen eingehenden Proben erzielen werden.
Bei weiteren Fragen bezüglich der Virusstudie wenden Sie sich einfach an das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) unter www.fli.bund.de.