Aspergillose

Aspergillose bei Greifvögeln und Eulen

Um welche Erkrankung handelt es sich hier genau?

Bei der Erkrankung Aspergillose handelt es sich um eine Schimmelpilzerkrankung verursacht durch die Gattung Aspergillus. Wir sprechen hier vom Aspergillosebefall im Körperinneren des Vogels.

Einige Vogelliebhaber, die selber exotische Vögel halten (z. B. Papageien, Sittiche) kennen bereits diese Erkrankung. Falkner haben meist im Zusammenhang mit dem nordischen Gerfalken oder dem Habicht von der Erkrankung bei Haltung in Menschenobhut gehört. Achtung, Baumfalken und Merline neigen auch sehr zu Aspergilloseinfektionen, vor allem wenn sie gehalten werden.

Können Wildvögel Aspergillose bekommen?

Auch Wildvögel können an Aspergillose erkranken. Sie kann entstehen, wenn der Vogel sich in einem schlechten gesundheitlichen Zustand befindet und das Immunsystem geschwächt ist. Darüber hinaus begünstigt eine länger andauernde antibiotische Behandlung die Entwicklung einer Aspergillose.

unsachgemäße, tierquälerische Haltung einer jungen Waldohreule
unsachgemäße, tierquälerische Haltung einer jungen Waldohreule

 

Große Sorgfalt ist auch bei der Wahl von Einstreu in Nistkästen und Transportkisten zu bedenken. Auf Stroh oder Heu sollte sicherheitshalber immer verzichtet werden, da diese Unterlagen häufig mit Schimmelpilzsporen kontaminiert sind. Für unser Auge vielleicht noch nicht sichtbar, werden diese Sporen in sehr hoher Dosis vom Vogel inhaliert. Eine Erkrankung wird somit nahezu provoziert. Selbst nur der Transport zum Tierarzt sollte nicht auf Heu oder Stroh praktiziert werden. Gerade in abgedeckten kleineren Behältnissen wird unter Stress eine besonders hohe Konzentration der Schimmelsporen eingeatmet!

Pferdeliebhabern sollte dieses sensible Thema mit Heu und Stroh nicht unbekannt sein. Manch hustenes Pferd reagierte auf das Stroh oder Heu. Schimmpelpilze im Pferdefutter sind nichts anderes, als das was wir hier meinen.

Achtung auch für Vogelliebhaber, die zum Beispiel Nistkästen für Schleiereulen, Nisthilfe für Waldohreulen oder Turmfalken aufgehangen haben oder noch vorhaben. Auf verschiedenen Naturschutz-Webseiten konnten wir immer wieder Empfehlungen lesen, dass man Holzspäne mit Rindenmulch oder gar Stroh mischen soll und dieses in die Nistkästen einbringen soll. Am schlimmsten sind die Angebote, dass direkt ein Sack mit Rindenmulchgemisch bei der Nistkastenbestellung dabei liegt. Wir haben selbst solche Webseitenbetreiber kontaktiert und darauf hingewiesen, dass die Empfehlung krankheitsfördernd für die Tiere ist. Man antwortete uns unter anderem, dass man noch nie Probleme damit hatte. Das sind ernüchternde Antworten, die wir aber so nicht im Raume stehen lassen und möchten daher ausdrücklich davor warnen.

Bei der Wahl von Rindenmulch und Stroh/Heu handelt es sich um ein fatales Einstreu, da darin diese besagten Pilzsporen sehr häufig vorkommen. Durch das Koten der Eulen oder Falken  (viel Flüssigkeit) und der allgemeinen vorkommenden Luftfeuchtigkeit, kommt es rasch zur Schimmelbildung. In einem Nistkasten wird ein besonders hoher Anteil dann eingeatmet, die Vögel werden meist schleichend krank und können somit die Jungtiere schwer schädigen. Die Symptome werden meist erst nach dem Ausfliegen sichtbar. Doch wir bekommen in unserer Pflegestation erkrankte Tiere vorgestellt:

Durch pathologische Untersuchungen in unserer Station konnte Aspergillose bisher bei Mäusebussarden, Turmfalken, Wanderfalken, Waldkäuzen und einem Uhu sicher nachgewiesen werden.

FALLBEISPIEL:

Uns wurde ein flugunfähiger Mäusebussard in die Station eingeliefert. Der Vogel befand sich noch in einer recht guten körperlichen Verfassung, zeigte aber deutliche Atemsymptomatik. Er atmete ca. doppelt so häufig wie ein gesunder Greifvogel. Dies ließ uns nichts Gutes vermuten und es wurden erste Untersuchungen eingeleitet. Zuerst konnten wir Luftröhrenwurm-, Haarwurmbefall und Spulwürmer feststellen. Dieser Bussard hatte also schon fast das volle Programm an Innenparasiten. Da Haarwurm- und Luftröhrenwurmbefall in den Atemwegen Probleme bereiten können, hofften wir zunächst, dass es nur das Problem wäre, unter Umständen kombiniert mit einer zusätzlichen Luftsackentzündung. Achtung, Atembeschwerden können auch auf eine Lungentuberkulose hinweisen. Röntgenologisch kann ein tuberkulosebefallener Vogel einem Aspergillosepatienten sehr ähneln. Gleiches gilt für Vögel, die Abszesse in der Lunge haben.

Bei Filarien (Fadenwürmer) kommt es beim Greifvogel sogar recht häufig zur Atemsymptomatik, da diese Parasiten Luftsackentzündungen verursachen können. Bisher konnten wir diese Parasitenart beim Wanderfalken, Baumfalken und Mäusebussard nachweisen.

Auf den Röntgenbildern des eingelieferten Bussardes konnten wir sehen, dass die eine Lungenhälfte verschattet war. Dies ließ auf einen Abszess/Granulom und/oder Aspergilloseherd schließen. Der Vogel wurde nochmals geröntgt, als er nicht vollgefressen war, da so die inneren Organe deutlich besser zu beurteilen waren. Die Leber zeigte sich vergrößert und die Nieren waren bereits geschwollen.

Da bei Schimmelpilzbefall im Vogel in der Regel mit einer sehr hohen Zahl von weißen Blutkörperchen (WBC – Leukozyten) zu rechnen ist, nehmen wir parallel eine Blutprobe vom Patienten ab.

Beispiel Blutwerte (kleines Blutbild) Mäusebussard mit Apsergillose im Endstadium:

Leukozyten : 27,5 G/l, Erythrozyten 1,48 T/l, Hämoglobin 11,8 g/dl, Hämatokrit 33%

Die Organwerte müssen ebenso untersucht werden, da es hier zu deutlichen Veränderungen durch die Toxine des Pilzes kommen kann.

Dieses Tier wurde aufgrund der schlechten Prognose von seinem Leid erlöst.

Das Kotbild:

Mintgrüne Verfärbung des Schmelzes beim Greifvogel bei Leberproblemen. Diese Verfärbung könnte auf eine Aspergilloseinfektion hinweisen. Es gibt aber auch andere Krankheitsursachen, bei denen es zu dieser Farbe kommen kann.

 

Probleme bei Diagnostik und Behandlung dieser Erkrankung:

1. Die Erkrankung kann im Anfangsstadium nur per Endoskopie/oder PCR durch Abstrich (in Narkose) diagnostiziert werden, nicht aber mit einer Röntgenuntersuchung

2. Sieht man Veränderungen auf dem Röntgenbild, handelt es sich meist schon um ein fortgeschrittenes Erkrankungsbild!

3. Wildvögel werden in der Regel erst eingeliefert, wenn Sie schon lange ein gesundheitliches Problem haben. Einige Tiere verunfallen aufgrund einer Aspergillose Infektion

4. Wildvögel tolerieren je nach Spezies nur schwer zwei bis vier Wochen (oder länger) tägliche Inhalationen und weitere Behandlungen, die für die erfolgsversprechende Therapie maßgeblich sind.

5. Ähnliche Atemsymptomatik kann auch bei anderen Erkrankungen auftreten, wie Verfettung der Tiere, Anämie, TBC. Daher ist Schritt eins immer die richtige Wahl, um eine korrekte Diagnose zu stellen

Aus eigenen Erfahrungen befürworten wir eher die Erlösung des Wildvogelpatienten, statt das Tier wochenlang in Gefangenschaft mit Intensivtherapie „zu quälen“. Leider begünstigt Stress in Gefangenschaft das Pilzwachstum und meistens endet eine Behandlung in einer never ending Story.

Ursachen wie Aspergillose auch entstehen kann:

Das geht auf keinem Fall – Die Aufzucht von Jungtieren auf dem Dachboden

Diese Vorgehensweise der Haltung von Jungeulen wie etwa Waldkäuzen ist nicht zulässig. Ein Dachboden oder Kellerräume sind kein Volierenersatz. Dachböden sind meist recht dunkel und lassen keine überlebenswichtige direkte Sonneneinstrahlung durch, die aber Jungtiere beim Wachstum benötigen. Am schlimmsten ist die sehr häufig auftretende Staubbildung auf einem Dachboden, da es normaler Luftfeuchtigkeit fehlt und meist keine Luftzirkulation gegeben ist. Die Gefahr an Aspergillose zu erkranken ist daher sehr hoch! Auf einem Dachboden würden Jungtiere abgeschirmt von Umwelteinflüssen aufwachsen und bei einer Freilassung unter eine Reizüberflutung stehen. Für eine gesunde Federentwicklung gehören auch  Regenfälle. Wenn keine Rückführung zur Kauz-Familie möglich ist, muss einiges bei der Aufzucht beachtet werden.

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