In diesem Jahr wurden uns schon viele Greifvögel und Eulen eingeliefert. Dabei wurden auch einige der zu uns gebrachten Tiere von Jägern überreicht. Bemerkenswert ist, wenn wir unsere Einlieferungsstatistik der letzten Jahre bewusst lesen, dass der Anteil der Finder aus dem jagdlich orientierten Umfeld stetig steigt. Oftmals ist der Bevölkerung aber gar nicht bewusst, wie wichtig der Jagdausübungsberechtigte bei unseren Pflegearbeiten ist. So ist dieser bei unseren Aufgaben bzgl. der Tierschutzarbeit eine wichtige Schlüsselperson, auf die ich gleich noch eingehen werde. Wir haben viele gute Erfahrungen mit Jägern gemacht. Von der Einlieferung vom Steinkauz bis hin zum Habicht, ist die Jägerschaft regelmäßig als Finder mit vertreten, welche sich hilfesuchend an uns wenden. Bei der bisherigen Arbeit in unserer privaten Pflegestation wird häufig vergessen bzw. nicht hinterfragt, wer all die anfallenden Pflegekosten trägt. So sind wir auf freiwillige Spendengelder angewiesen, um Fahrtkosten, Futtermittel oder Tierarztrechnungen selbst zahlen zu können. Hier werde ich nie vergessen, dass vor einigen Jahren eine mir völlig fremde Person (ebenfalls ein Jäger) einen verletzten Mäusebussard brachte und dabei eine größere Geldsumme spendete. Er schätzte meinen unermüdlichen Einsatz in der Vogelpflege sehr. Daher ist es schade und oftmals eine Fehleinschätzung, dass sich Jäger nicht um Greifvögel und Eulen kümmern würden. Wenn man fair bleibt, so findet man in jedem Interessengebiet gute und schlechte Menschen. Erst vor kurzem überbrachte uns ein Jagdausübungsberechtigter aus unserem eigenen Wohnort einen kleinen hilfebedürftigen kranken Steinkauz. Nach der Gesundung ließ sich der Naturfreund es sich nicht nehmen, bei der Freilassung des Kauzes am Fundort mit teilzuhaben. Insbesondere Jungvögel sollten wenn es möglich ist wieder in den Familienverband zurück gebracht werden.

Jäger und Falkner (Falkner sind ebenfalls Jäger)
Jäger sind somit bei unseren aktiven Arbeiten wichtige Partner. So denkt kaum eine Person darüber nach, in welchem Revier wir einen Greifvogel für die Rehabilitation einfliegen dürfen. Insbesondere Wanderfalken benötigen naturgemäß ein offenes Gelände, um richtig schnell fliegen zu können. Bei uns wird solch eine Greifvogelart unter kontrollierten Bedingungen trainiert, bis die körperliche Fitness für die freie Wildbahn wieder erreicht ist. bei diesem Training ist man gesetzlich gesehen aber „zur Jagd ausgerüstet“ und auch wir müssen uns an die gesetzlichen Bestimmungen halten. Die Arbeit mit einem Federspiel und einem Falken kann nicht mal eben im „Hinterhof“ durchgeführt werden. So freuen wir uns, dass wir mehrere Reviere von unterschiedlicher Struktur im Bedarfsfalle frei nutzen dürfen. Auch bei der Freilassungsmethode „Wildflug“ für Greifvogel- und Eulenjungtiere kann somit in den Jagdrevieren rechtlich korrekt durchgeführt werden. Die häufigste eingelieferte Greifvogelart als Jungtier ist übrigens der Turmfalke. Über das Jahr hinweg gesehen werden besonders oft Mäusebussarde gefunden und zu uns gebracht. Beides sind Greifvogelarten, die sehr nützliche Mäusejäger sind. Nur selten gelingt es einem Mäusebussard ein junges Kaninchen oder einem jungen Hasen zu erbeuten, da er körperlich gar nicht in der Lage ist diese Arten zu töten. Die Hochleistungsflieger der Arten Wanderfalken, Baumfalke, Sperber, Habicht und weitere, müssen unter bestimmten Voraussetzungen (z. B. mehrere Wochen oder Monate Volierenhaltung in der Pflegestation) wieder falknerisch trainiert werden. Ähnlich zu vergleichen mit einem Hochleistungssportler, der aufgrund einer Krankheit pausieren musste. Muskelwerte wie Lactatwerte oder der Hämatokritwert verändern sich, wenn ein Vogel plötzlich wegen Krankheit bzw. Verletzungen sich kaum noch bewegt. Es wird zwangsläufig Flugmuskulatur durch Inaktivität abgebaut. Auch ständig satt gefütterte Volierentiere bewegen sich nicht genügend, da es nicht notwendig für diese erscheint. Doch die Natur kennt nur 100% und ein Greifvogel muss perfekt auf die Wildbahn wieder vorbereitet werden. Folgendes Video soll veranschaulichen wie solch ein Training bei einem Wanderfalken durchgeführt wird. Das ist mit jedem wilden Falken durchführbar
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Dieses Video zeigt gut nachvollziehbar, welche Leistung ein Wanderfalke in der Natur erbringen muss. Seine gezeigten Flugmanöver sind typisch beim Federspieltraining. Es wird mit einem Stangenfederspiel eine fliegende Beute vor ihn her gezogen. Beim Training werden diese „Durchgänge“ langsam gesteigert. Der Vogel wäre nach dem gezeigten Video wildbahnfähig, da er ausdauernd fliegt und hervorragende Stöße zeigt. Das eine solche Leistung in keiner Voliere möglich ist, sollte jetzt spätestens verständlich geworden sein.
Ein Aushungern der Greifvögel, um sie gefügig zu machen, ist immer wieder eine falsche Behauptung von Falknereigegnern. Wenn man mal ernsthaft über diese Flugleistung nachdenkt, ist diese nur mit absoluter Motivation und bestem Futtergaben möglich. Andernfalls wäre ein Vogel nicht in der Lage so ausdauernd zu fliegen und wäre ruckzuck erschöpft. Ohne die Kunst der Falknerei, würden sicher einige Tiere auf der Strecke bleiben, da die Volierenhaltung dieser Wildtiere sich nicht sehr positiv auf die körperliche Kondition auswirkt. Somit würde ein unmittelbarer Übergang von der Voliere in die Natur nicht sehr förderlich sein und dem Vogel deutlich schlechtere Überlebenschancen in der Natur bieten.
Die Arbeit in einer Pflegestation ist sehr komplex und wir tragen eine Menge Verantwortung für jedes Lebewesen. Wir wünschten uns für die Zukunft eine noch bessere Zusammenarbeit mit allen Menschen, die für den Tierschutz aktiv sind, denn nur gemeinsam sind wir stark.
Leider wird die Stimmung gegen Falkner und Jäger immer wieder angeheizt, was keine Zusammenarbeit bedeutet:
Hier ein lesenswerter Artikel : Dürfen wir Ihnen mal einen Vogel zeigen?
Denk mal drüber nach…