Bei unserer Pflegestation handelt es sich ursprünglich um ein verwildertes Privatgrundstück, welches jahrelang der Natur überlassen wurde. Zum besseren Verständnis, unsere Auffangstation ist von Mönchengladbach in den Kreis Viersen umgezogen. Brombeeren, Efeu und Brennesseln dominierten dabei das Gesamtbild des Grundstückes. Davon gab es aber so viel, so dass ein radikales Entfernen von Nöten wurde, um überhaupt eine Auffangstation errichten zu können. Dennoch sollten stellenweise Efeu, Brombeeren und Brennesseln erhalten bleiben, da viele Tiere vor allem Insekten von ihnen leben. Ein großer Reisighaufen wurde angelegt, sowie ein Komposthaufen.

Das Anlegen einer Wildwiese
Es standen uns zum Anlegen einer Wildwiese mehrere hunderte Quadratmeter zur Verfügung. Zwar verursacht das Anlegen einer Wildwiese keine hohen Kosten (im Verhältnis jedenfalls zu sehen zu den anfallenden Pflegekosten unserer Patienten in der Station), dennoch fand sich ein Sponsor vor Ort, der uns gerne das benötigte Saatgut stellte.
Wir nutzten als Saatgut eine mehrjährige Mischung (hier die Lebensraummischung 1 mit ausgewählten regionalen Pflanzen der Firma Saaten Zeller), denn eine einjährige Wildwiesenmischung machte für uns wenig Sinn, da der Aufwand der Aussaat genauso groß ist wie für eine mehrjährige Mischung.
Hier ist die Auflistung der genauen Zusammensetzung unserer Wildwiese: Wildwiesenmischung Greifvogelhilfe_Rheinland
Die Natur hat aber in jedem Fall den größeren Nutzen, wenn eine Wiese für mehrere Jahre angelegt wird. Ende März/Anfang April 2017 war das Grundstück soweit vorbereitet, so dass wir Mitte April aussäen konnten. Man bemisst in etwa 2 g Samenmischung pro Quadratmeter. Natürlich dauerte es eine gewisse Zeit bis die verschiedensten Insekten sich einstellten und bei uns alles erobern konnten. Im ersten Jahr wurde nicht gemäht, da man mit dem Rasenmäher zu viel des Bewuchses wieder zerstören würde. Wichtig ist aber zu wissen, dass sehr viele Kleinstlebewesen in den Stengeln, Wurzeln und an den Blättern überwintern. Beim manuellen Kürzen legten wir bewusst Wert darauf, dass die „Überreste“ des Bewuchses auf dem Komposthaufen landeten und eben nicht in der Biotonne verschwanden.
Entwicklung der Wildwiese
Im zweiten Jahr der Wiese zeigte das sich das Erscheinungsbild deutlich anders als im Vorjahr. Im Juni 2017 konnten wir auf der Wildwiesenfläche verschiedene Pflanzen beobachten wie; Rainfarn-Phazelie (Phacelia tanacetifolia), Ringelblume (Calendula officinalis), Kornblume (Cyanus segetum), Wildkohl, Borretsch (Borago officinalis), Spitzwegerich, Sonnenblumen, Dill (Anethum graveolens), Klatschmohn (Papaver rhoeas), Wiesenklee (Trifolium pratense), Schafgarbe (Achillea millefolium) und viele mehr. Der viele wilde Kohl blieb zum Glück aus und kam nur noch dezent durch. Dafür kam immer mehr Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und Breitwegerich (Plantago major) zum Vorschein und extrem viel Wilde Möhre (Daucus carota). Die wilde Möhre ist im ökologischen Sinne eine besonders wertvolle Wiesenpflanze, da sie aufgrund der flachen Blütenform viele Insekten bestäuben können. Wir pflanzten die Wilde Malve (Malva sylvestris) und die Bauernrose, die auch gewöhnliche Stockrose (Alcea rosea) genannt wird, nach und es wuchsen sehr viele Nachtkerzen (Oenothera). Wobei uns gar nicht so bewusst war, woher die auf einmal in der Menge her kamen. An einigen Stellen wuchs nun auch Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa). Diverse Gräser wuchsen und die Sperlinge bedienten sich an den verschiedensten Samen. An einigen Stellen fasste auch Hopfen Fuß, der zu einem Anzugspunkt für viele Insekten wurde. Des Weiteren wurden mehrere Hagebuttensträucher am Zaun entlang gesetzt.



Unser Tipp für Gartenbesitzer
Trennen Sie sich vom Buchsbaum (Buxus sempervirens) und tauschen Sie den immergrünen Kirschloorbeer (Prunus laurocerasus) in sinnvolle heimische Pflanzen um.


Wer für Insekten und Vögel was tun möchte, sollte diese beiden Pflanzensorten am besten entfernen, da sie keinen Nutzen haben.
Mit dem Buchsbaum fördert man nur den invasiv lebenden Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis), der ursprünglich aus dem ostasiatischen Raum kommt. Die Raupen dieser Schmetterlingsart sind für fast alle Singvögel ungenießbar. Die Beeren vom Kirschlorbeer sind giftig und ebenfalls für die Tiere ungenießbar. Es handelt sich um einen Neophyt und er wurde unserer Meinung nach viel zu häufig als die Zierstrauchpflanze für unsere Gärten verkauft, da er als immergrüne Bepflanzung geschätzt wurde.

Weitere Bilder zum Thema: „Gärten des Grauens“
Tauscht diese Pflanzen in heimische Büsche oder Bäume wie: Eberesche, Rotdorn (Crataegus laevigata), Weißdorn (Crataegus laevigata) , Hagebutten (Rosa canina) , Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Feuerdorn (Pyracantha coccinea) ein. Es können aus Rotdorn, Weißdorn oder Schwarzdorn (Prunus spinosa) wunderbare Hecken angepflanzt werden. Sie blühen im Frühjahr prachtvoll und deren Beeren werden von unseren heimischen Vögeln gerne als Nahrung angenommen.
Welcher Typ Wildwiesenmischung für Sie der richtige ist, können Ihnen die Profis wie zum Beispiel die folgenden Ansprechpartner der Firma Saaten Zeller oder dem Wildackershop erklären und ggf. die benötigte Menge ausrechnen. Wir haben uns auch beraten lassen, da es keine pauschalen Tipps gibt, denn es muss je nach Lage und Bodenbeschaffenheit das richtige Saatgut gewählt werden. Aber eins ist ganz klar, die Vorgärten sollten nicht weiter mit Kieselsteinen und Splitt gestaltet werden, da es sich hier um eine ökologische Endstation handelt. Kein Unkraut, keine Lebewesen mehr, keine Singvögel mehr.
Des Weiteren können wir empfehlen z. B. die Forsythie gegen heimische Büsche auszuwechseln. Trotz der auffälligen Blüten wird sie von fast allen heimischen Insekten gemieden.

Warum nicht einfach gegen einen wunderschönen Rotdorn oder einer Hagebutte auswechseln? Beide sind frosthart und widerstandsfähig und können in jedem Garten einen Platz finden.

FAZIT
Zwar ist es für jedermann einfach Nistkästen und Futterstationen für Wildvögel aufzustellen, aber es ist nicht DIE Lösung des Problems. Das drum herum muss ebenso stimmen, jeder kann daher was tun. Es gibt nicht weniger Vögel, sondern sie meiden jene Regionen, bei denen es kaum noch natürliche Nahrung, Unterschlupf und Brutmöglichkeiten gibt.
Fahren Sie mal nach Spanien oder Italien und schauen Sie sich dort im ländlicheren Gebieten aufmerksam um. Alleine schon auf der schönen Insel Mallorca kann man eine Fülle an Singvögeln und darunter viele bodenbrütende Arten beobachten. Naturbelassene Wiesen gibt es dort noch an vielen Stellen.
Folgende Bäume/Büsche befinden sich auf unseren Grundstücken:
Kirschbäume, Apfelbäume, Zwetschgenbaum, Mirabellenbaum, Birnbäume, Esskastanien, Sommerflieder, Trompeterbaum, Magnolie, Kiefer, Tujabäume, Eiben, Holunderbäume, Kirschlorbeer, Hibiskus, Forsythie, Buchsbaum, Spitzahorn, Rotdorn, Feuerdorn, Sanddorn, Weißdorn, Pfaffenhütchen, Haselnuss, Eiche, Himbeere, Brombeeren, Hagebutte, Adlerfarn.
Auch bei uns müssen noch einige Pflanzen aus dem Altbestand ausgewechselt werden, da es sich um keine heimischen Arten handelt oder sie wertlos für die Natur sind.

Noch ein kleiner Tipp für den naturbelassenen Garten:

Mit Hopfen kann man viele Stellen leicht beranken lassen, er ist zum Beispiel wertvoll für die Raupen des C-Falters, die von den Blättern leben. Hopfen ist preiswert zu erwerben oder man kann recht einfach Ableger von Pflanzen entnehmen. Er eignet sich zur Zaunbepflanzung, Dachrinnenbegrünung usw..
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