Innenparasiten

Parasiten Bei Greifvögeln und Eulen

Aus eigener Praxis können wir sehr oft verschiedene Innenparasiten als Nebenbefund erheben. Jeder Greifvogel in unserer Pflegestation wird auf Parasiten hin untersucht. Eine Kotuntersuchung wird somit standardmäßig durchgeführt.

Falls Sie eine Untersuchung einer Kotprobe bei uns wünschen, können Sie uns jederzeit kontaktieren. Nicht jeder Tierarzt kennt sich mit den Parasitosen bei Greifvögeln und Eulen aus.

Starker Parasitenbefall kann den Greifvogel so sehr schwächen, dass er deswegen sogar als Patient eingeliefert wird. Meist lebt aber ein Wildvogel im Gleichgewicht mit Parasiten. Nur wenn dieser durch eine andere Erkrankung bereits über längere Zeit geschwächt ist, können Parasiten ernsthafte Probleme bereiten. Auch längere Hungerperioden, welche im Winter entstehen können, können die Gesundheit des Tieres erheblich beeinträchtigen.

Des weiteren sind Einzeller (Kokzidien) und Haarwurm- sowie Spulwurmeier sehr resistent gegen verschiedene Umwelteinflüsse und bereiten daher hygienische Probleme in den Auswilderungsvolieren. Da diese Wurmeier sehr widerstandsfähig sind und von neuen Pfleglingen wieder erneut oral aufgenommen werden können, kommt bei uns kein Vogel ohne Parasitencheck in die Ausgewöhnungsvolieren. Naturböden sollten generelle nicht in Auswilderungsvolieren genutzt werden, sie stellen ein großes hygienisches Problem dar.

Wurmbefall – Helminthen

Wurmbefall kommt bei vielen Wildvögeln weltweit vor und kann bei normalem Befall dem Tier nicht ernsthaft schaden. Bei starkem Befall muss jedoch behandelt werden. Es kann bei gleichzeitiger Krankheit und Schwäche des Wirtes durch andere Ursachen zu ernsthaften Problemen kommen. Grundsätzlich muss ein gesunder Greifvogel mit geringem Wurmbefall nicht zwangsläufig eine Wurmkur verabreicht bekommen. In Auffangstationen sind allerdings besondere hygienische Maßnahmen zu ergreifen, damit nicht der nächste Patient sich anstecken kann.

Kotprobenuntersuchung auf Parasiten:

Wir untersuchen routinemäßig von jedem eingelieferten Patienten den Kot in unserem eigenen Labor. Es macht keinen Sinn, einem Greifvogel oder einer Eule auf gut Glück eine Wurmkur zu verabreichen, denn es gibt verschiedene Wurmarten, die mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt werden. Leidet der Greifvogel sogar unter Kokzidienbefall (krankmachende Einzeller), so wird ein ganz spezielles Medikament verabreicht. Die Dosierungen richten sich nach dem Körpergewicht und müssen genau eingehalten werden.

Besonders häufig werden Haar-, Spulwürmer, Bandwürmer und Luftröhrenwürmer nachgewiesen. Ernährt sich der Greifvogel sehr vielseitig, so sind auch mehr Innenparasitenarten zu erwarten. Dies trifft vor allem auf den Mäusebussard zu. Untersuchungen bei uns von Mäusebussardkot haben ergeben, dass geschätzte 95 % der Proben Capillariabefall zeigen. Ein Kokzidienbefall spielt aber beim Mäusebussard eine eher geringere Rolle.

Haarwurmbefall (Capillarien):

Haarwürmer konnten wir bereits bei folgenden Greifvögeln und Eulen nachweisen: Mäusebussard, Turmfalke, Wanderfalke, Sperber, Habicht, Waldkauz, Schleiereule, Steinkauz, Sumpfohreule, Rohrweihe, Wespenbussard, Raufußbussard.

Haarwurmeier unter dem Mikroskop (Mäusebussard)Erfahren Sie mehr zu unserem Mikroskop

 

Besonders die “Zungencapillariose” kommt immer wieder bei Greifvögeln vor und ist sehr häufig beim Mäusebussard zu beobachten. Diese ist bei fortgeschrittenem Befall gut erkennbar.

Beispiel beim Patient Mäusebussard:

Capillariose_Zunge

Capillariose_Zunge_Abheilung
Der gleiche Bussard 14 Tage später, nach der Behandlung ist die Zunge wieder vollständig abgeheilt
Mischinfektion mit Trichomonaden und Haarwurmbefall beim Junghabicht
Mischinfektion mit Trichomonaden und Haarwurmbefall beim Junghabicht

Da Trichomonaden (gelber Knopf) auch ähnliche Ablagerungen in der Schnabelhöhle verursachen können, aber die Behandlung dieser Geißeltierchen eine völlig andere ist, sollte immer mittels Abstrich eine mikroskopische Untersuchung durchgeführt werden.

Sperber mit massiven Belägen neben der Zunge: Diagnose Haarwurmbefall
Sperber mit massiven Belägen neben der Zunge: Diagnose Haarwurmbefall

Rachenabstrich Sperber; die Wurmeier sind gut zwischen den Schleimhautzellen zu sehen

Eine Abstrichuntersuchung bei diesem Mäusebussard ergab keinerlei Parasitennachweis
Eine Abstrichuntersuchung bei diesem Mäusebussard ergab keinerlei Parasitennachweis

Es handelte sich hier also weder um Trichomonaden noch um Haarwurmbefall. Es ist wichtig eine Diagnose zu stellen, bevor man einem kranken Wildvogel mit Medikamenten auf gut Glück behandelt und damit sehr belastet!

Capillaria Infektionen können sich bei Greifvögeln massiv im Rachen- Kopfbereich ausbreiten. Ein Mäusebussard wurde uns schon mal eingeliefert, bei dem die Capillarioseinfektion sich stark ausgebreitet hatte. Es zogen Veränderungen vom Oberkiefer und Oberschnabelbereich bis zum Auge hoch. Nach reinigen des Schnabelbereiches konnten wir diese starken Veränderungen dokumentieren. Das Schnabelhorn und die Wachshaut waren schon locker und die knöchernen Strukturen befanden sich in Auflösung.

Capillariose_Bussard
Capillariose im Endstadium- massive Veränderungen an der Schnabelwachshaut bei einem Mäusebussard

Hier kam ein retrobulbärer Abszess, sowie eine Chlamydieninfektion als weitere Komplikation hinzu. Das Tier musste aus Tierschutzaspekten von seinem Leid erlöst werden.

Haarwurmeier in einer Kotprobe einer Rohrweihe

 

Achtung bei der Behandlung von Haarwürmern, Spulwürmern, Luftröhrenwürmern dürfen bestimmte Wirkstoffe nicht während des Federwachstums verabreicht werden. Dies ist insbesondere bei Jungvögeln strikt zu beachten, sowie bei Vögeln, die sich in der Großgefiedermauser befinden! Die wachsenden Federn können im Zeitraum der Wurmkurgabe später deutliche Missbildungen aufweisen und der Vogel bekommt danach ein weitaus schwerwiegenderes Problem in Sachen Flugfähigkeit!

Vor allem werden immer wieder (persönliche Mitteilungen dieser an uns) Vögel in Pflegestationen auf Verdacht mit Medikamenten behandelt! Diese Vorgehensweise ist unzulässig, denn ein Lebewesen welches geschwächt gebracht wird, sollte nicht mit Medikamenten belastet werden, die vielleicht überflüssig sind. Die Wurmkuren helfen nicht ausreichend, wenn man die Wiederholungen nicht durchführt. Halbherzig durchgeführte,  nicht korrekt dosierte Wurmkuren sind daher sinnlos! Diese Aufgabe sollte Tierärzten mit der Fachrichtung in der Vogelmedizin überlassen werden.

Spulwurmbefall (Ascariden):

Spulwürmer konnten wir bisher bei folgenden Greifvögeln und Eulen nachweisen: Mäusebussard, Turmfalke, Wanderfalke,Waldkauz, Steinkauz, Schleiereule, Sperber, Habicht und Wespenbussard.

Massiver Befall mit Spulwürmern bei einem Wanderfalken – hier im Flotationspräparat einer Kotprobe

Nach entsprechender Wurmkur können die „Wurmleichen“ teilweise sogar im Kot des Greifvogels gut gesehen werden.

Spulwürmer in einem Kotabsatz nach Gabe der Wurmkur – die Wurmkur hat gewirkt

 

Luftröhren- Luftsackwurmbefall (Syngamus):

Hier gibts vorab Informationen von der Wildlife Disease Association Respiratory Nematodiases in Raptors

Diese Wurmart lebt, wie der Name schon verrät, in der Luftröhre (auch Luftsäcken, Lunge) des Vogels. Wir haben Syngamusbefall bei folgenden Vögeln nachweisen können: Schleiereule, sehr häufig beim Steinkauz, Turmfalke, Habicht, Mäusebussard, Wanderfalke.

Die Wurmlarven benutzen Regenwürmer, Schnecken,Käfer und bestimmte Insekten als sogenannte Zwischenwirte. Der Luftröhrenwurm ist rötlich gefärbt.

Luftröhrenwürmer im Größenvergleich

Das Wurmweibchen legt regelmäßig Eier, welche in die Schnabelhöhle gelangen. Die Eier werden dann vom Vogel heruntergeschluckt und kommen so in den Magen-Darm-Trakt. Deshalb können Luftröhrenwürmer mittels Kotprobe und Rachenabstrich mikroskopisch festgestellt werden. Bei starkem Befall kann es zu Atemgeräuschen kommen. Es können auch ernsthafte Komplikationen wie Atemnot auftreten, wenn die Luftröhre durch die Würmer eingeengt wird. Im schlimmsten Fall kann der Vogel sogar daran ersticken oder an Blutarmut versterben. Schon mehrfach haben wir bei Steinkäuzen starken Wurmbefall nachweisen können, diese können auch für den Tod dieser Art verantwortlich sein. Da Regenwürmer und Insekten einen großen Teil der Beutetiere bei Steinkäuzen ausmachen, besteht bei dieser Eulenart ein höheres Infektionsrisiko, als bei anderen Eulen oder Greifvögeln.

Syngamus_Steinkauz
massiver Luftsackwurmbefall bei einem Steinkauzjungtier

 

Zum Foto: Nachdem ein bereits verendetes Jungtier untersucht wurde, konnten mindestens zwei dutzend Würmer in Lunge und Luftsäcken nachgewiesen werden. Das Tier zeigte massive Veränderungen der Lunge und der Luftsäcke. Der Steinkauz wurde in einer Steinkauzniströhre tot geborgen, er zeigte bereits blasse Schleimhäute im Rachenbereich.

Es muss unbedingt eine mehrtägige Wurmkur durchgeführt werden, da Luftröhrenwürmer sehr hartnäckig sind.

Luftröhrenwurmeier; Rachenabstrich von einem Habicht

Bandwurmbefall (Zestoden):

Bandwürmer haben wir bisher bei folgenden Greifvögeln und Eulen nachgewiesen: Mäusebussard, Sperber, Waldohreule.

Man sollte aber unbedingt immer den Kot des Patienten genau im Auge behalten. Besonders beim Mäusebussard haben wir schon des öfteren lebende Bandwurmglieder im Schmelz (Kot) gesehen.

Bandwürmer können sehr lang werden
Bandwürmer können sehr lang werden

Wissenwertes: Wichtig! Bei Bandwurmbefall muss ein anderer Wirkstoff in der Wurmkur enthalten sein. Eine normale Wurmkur wirkt in der Regel nicht gegen diese Wurmart.

Saugwurm:

Saugwurmeier – Nachweis aus einer Wanderfalkenprobe Foto: T. Küblböck

 

Filarien (Serratospiculum):

Diese Parasitenart konnten wir bisher nur ausnahmsweise mit geringem Befall bei einem adulten Wanderfalken nachweisen. Filarien benötigen Zwischenwirte, nämlich bestimmte Käferarten, die in Deutschland nicht vorkommen. Greifvögel die aber als Teilzieher oder Langstreckenzieher regelmäßig nach Deutschland kommen, könnten daher trotzdem infiziert sein.

Filarien spielen in Mitteleuropa eine eher untergeordnete Rolle. In der Falkenklinik Abu Dhabi gehört es zum Beispiel aber zur Tagesordnung Serratospiculum nachzuweisen. Mittels Schmelzproben und Endoskopien der Luftsäcke bleibt kein Befall unentdeckt.

weitere Informationen zum Lebenszyklus des Serratospiculum lesen Sie hier als PDF SerratospiculumAbu Dhabi F.H.

Trichomonaden (Trichomonas):

In der Regel sind diese Parasiten bei den Greifvögeln zu erwarten, deren Beutetiere ebenfalls Vögel sind. Trichomonaden sind Parasiten, die im Kropf eines Vogels leben. Sie können sich stark vermehren, wenn sich der Vogel in einem schlechten körperlichen Zustand befindet.

Trichomonanden mit 400er facher Vergrößerung unter dem Mikroskop

Trichomonaden konnten wir bei folgenden Greifvögeln und Eulen nachweisen: Sperber, Wanderfalke, Habicht, Rohrweihe, Mäusebussard, Waldkauz und Uhu (selten).

 

Trichomonadeninfektion im Endstadium - Umfangsvermehrung Gaumenbereich
Trichomonadeninfektion im Endstadium – Umfangsvermehrung Gaumenbereich

 

Bei diesem jungen Habicht handelt es sich um eine massive Umfangsvermehrung unter dem Gaumen. Es wurden in hoher Zahl Trichomonaden mittels Abstrich nachgewiesen. In diesem Fall hat sich die Veränderung im Gaumenbereich manifestiert, darunter konnte ein walnußgroße Veränderung festgestellt werden. Der Patient überlebte nicht, weil er völlig geschwächt und abgemagert in unsere Station eingeliefert wurde. Die Prognose für den Vogel wäre zudem sehr schlecht gewesen.

Trichomonasis gut sichtbar hier mit käsigen Belägen – doch diese sind nicht zwangsläufig immer zu sehen

 

Bei diesem jungen Falken kann man den Trichomonadenbefall oder auch gelben Knopf genannt, schon mit dem einfachen Auge erkennen. Es sollten mehrere Tage nacheinander Medikamente gegeben werden. Die Behandlung gegen diese Parasiten ist bei Greifen in der Gefangenschaft recht einfach, da die Tabletten über das Futter gegeben werden können. Es ist davon auszugehen, dass Wildfänge in Gefangenschaft immer unter Stress leiden und anfälliger sind, deshalb sollte auch bei geringem Befall auf jeden Fall behandelt werden.

Waldkauz_Trichomoniasis
Waldkauz mit Trichomonadenveränderungen im Endstadium

Auch wenn Eulen keinen Kropf besitzen, können Sie an Trichomonaden erkranken.

 

Hexamitenbefall/Giardien (Flagellaten):

 

Hexamitenbefall oder Giardienbefall kann mittels frischem Kloakenabstrich beim Vogel festgestellt werden. Wir konnten bisher nur Flagellaten bei Jungtieren nachweisen, zum Beispiel bei jungen Eulenvögeln. Bei starkem Befall stellten wir reduzierte Futteraufnahme fest, sehr blasse Schleimhäute und Blutbeimengungen in den Ausscheidungen. Der Nachweis ist nicht so einfach, da diese Parasiten manchmal im Kloakenabstrich nicht zu festzustellen sind, sondern tiefer im Darm parasitieren können. Ein starker Hexamitenbefall/Giardienbefall kann zum Tod des Tieres führen. Wichtig ist, dass der Vogel mit einem speziellem Wirkstoff behandelt wird. Baytril ist bei dieser Erkrankung nicht das Mittel der Wahl.

Besonders bei Jungvögeln kann diese Erkrankung zuerst übersehen werden, weil man glaubt, dass der Vogel von den Eltern verlassen wurde. Kranke Jungtiere werden von Altvögeln nicht weiter versorgt, da ihr Verhalten nicht mehr normal ist (z. B. kein normales Bettelverhalten). 2013 konnten wir erneut bei einem Waldkauzjungtier Flagellatenbefall mittels frischer Kotprobe nativ nachweisen, dann auch bei einem Waldohreulenästling. Den nächsten Fall dokumentierten wir 2014 bei einer jungen Schleiereule, die als Symptom apathisch war und keine Nahrung freiwillig aufnehmen wollte. Nach der Medikamentengabe blühte sie regelrecht auf und nahm schon etwa 12 Stunden nach der ersten Gabe wieder selbstständig Futter auf.

 

Kokzidien:

Dabei handelt es sich nicht um Würmer sondern Einzeller im Darm des Wirtes. Kokzidien konnte ich bei folgenden Greifvögeln nachweisen: Steinkauz, Turmfalke, Wanderfalke, Sperber, Mäusebussard, Waldkauz (nicht so häufig), Rohrweihe

Bei Untersuchungen von frisch eingelieferten Turmfalken konnten wir eher selten Kokzidien feststellen, und im positiven Fall meist einen geringgradigen Befall.

Kokzidien können sich aber stark vermehren, wenn sich der Vogel in einem körperlich schlechten Zustand befindet oder womöglich schon längere Zeit in der Natur als „Fußgänger“ unterwegs war und unnatürlich viele Zwischenwirte wie Regenwürmer aufgenommen hat. Das Medikament kann bei Wildfängen gut über das Futter verabreicht werden. Eine typisierung der Kokzidien findet in unserem Labor nicht statt, aber man kann bei den Untersuchungen schon häufig Unterschiede in der Größe erkennen. 

 

Kokzidien Mausebussard
Mikroskopie: Kokzidien im Kot vom Mäusebussard

 

Sarcocystis calchasie:

Sarkozysten sind Parasiten, die bei freilebenden Sperbern und Habichten vorkommen können. Häufigstes klinisches Symptom bei Habichten und Sperbern ist lediglich leichter Durchfall bei einem unveränderten Allgemeinbefinden.

Wir als Pflegestation unterstützten unter anderem die Sarcozysten-Studie in der Vogelklinik Giessen ca. zwei Jahren lang und bekamen so einen guten Überblick, wie häufig unsere eingelieferten Tiere Sarcozysten-positiv sind. Dabei waren definitiv jedes Jahr befallene Habichte sowie Sperber dabei.

 

Behandlung der Parasiten:

Um einen Missbrauch der Medikamente vorzubeugen, haben wir auf Medikamentennamen oder Dosierungsangaben verzichtet, da es sich hier ausschließlich um verschreibungspflichtige Präparate handelt. Zudem müssen einige Parasitenpräparate speziell umgewidmet werden, weil diese für Vögel/Greifvögel nicht explizit zugelassen sind. Wenn Sie spezielle Fragen zur Behandlung haben, können mit uns Kontakt aufnehmen und wir werden Sie gerne beraten.

 

ACHTUNG, schon mehrfach habe ich gehört, dass Vögel einfach mit Medikamenten gekurt wurden, weil im Fachbuch Heidenreich über Parasitosen etwas geschrieben wurde. Auch Wurm- und Kokzidienkuren sind Medikamente und schwächen einen Patienten, wenn diese auf Selbstmedikation ohne vorherige Untersuchung einfach gegeben werden! Die Faustregel lautet; Erst untersuchen und nur dann richtig behandeln! Freiverkäufliche Medikamente sind zudem häufig nicht wirksam oder unzureichend wirksam. Der Herstellungsname eines Medikamentes sagt selbst nichts über die Wirkung aus, sondern nur die Wirkstoffe in der richtigen Dosierung für das ermittelte Körpergewicht.

 

Gerne beraten wir Tierärzte, Pflegestationen und Falkner.

 

Kotprobenuntersuchungen auf Parasiten führen wir täglich in großer Zahl im eigenen Labor durch. Wenn Sie von ihrem Greifvogel Kotproben untersuchen lassen möchten, so können Sie diese einfach auf dem Postweg, mit entsprechendem Begleitschreiben zu unserer Praxis senden.

Die benötigten verschreibungspflichtigen Medikamente können dann nach erfolgter Untersuchung/Befund verschrieben werden.

Bei falknerisch gehaltenen Greifvögeln, die jagdlich eingesetzt werden, raten wir regelmäßige Kotuntersuchungen an. Der beste Zeitpunkt ist nach Beendigung der Mauser, also vor der Jagdsaison und nach Beendung der Beizsaison. Wurmkurgaben sollten während der Mauser vermieden werden, da es zu Federdefekten kommen kann, insbesondere an Federn, welche sich gerade bei der Medikamentengabe im Wachstum befinden. Nicht zu unterschätzen sind auch Kokzidienprobleme in der Voliere bei den Vögeln. Gerne auch bei Falkenzüchtern ein immer wieder auftretenes Problem. Eine gründliche Desinfektion ist hier unabdingbar.

Kotproben auf Parasiten selber untersuchen ?

 

Immer wieder werde ich darauf angesprochen was man dafür benötigt, selber die Kotproben von seinem Vogel auf Parasiten zu untersuchen. Das wichtigste Instrument hierfür ist auf jeden Fall das Mikroskop. Hierbei kann ich empfehlen, dass man ein Mikroskop benötigt mit Kreuztischantrieb (ohne ist es etwas schwieriger zur Handhabung) und 100facher Vergrößerung (10er Objektiv und 10er Okular). Hilfreich kann es sein, wenn ein weiteres Objektiv mit 40 x Vergrößerung vorhanden ist. Ich selber bin sehr zufrieden mit einem Binocularen Mikroskop, da es wesentlich angenehmer bei der Benutzung ist.

 

Hier kommen Federlinge richtig groß raus- auf dem Bildschirm entdeckt man Dinge, die man zuvor nicht sehen konnte

 

Desweiteren benötigt man eine spezielle Lösung, um Kotproben auf Innenparasiten zu untersuchen. Hier gibt es verschiedene Lösungen die genutzt werden können wie zum Beispiel:

1. gesättigte Kochsalzlösung

2. gesättigte Zuckerlösung

3. Fertigmischung FASOL Flotationsflüssigkeit (Magnesium-Sulfat Lösung)

4. Fertigmischung Natriumnitrat 29,5 %.

5. gesättigte Kochsalzlösung mit Zinkchlorid/Sulfat gemischt

Wir vermutlich gibt es auch noch andere Lösungen, aber nicht jede Lösung hat die beste Dichte für die Untersuchung zur Anreicherung der Wurmeier und Einzellern. Somit können die Ergebnisse auch sehr unterschiedlich ausfallen. Die genannten Flotationslösungen variieren in ihrem spezifischen Gewicht. Jede Lösung birgt somit Vor- und Nachteile und auch unterschiedliche Ergebnisse.

Die richtige Flotationslösung wählen

Hierzu ein Untersuchungsbeispiel aus der eigenen Praxis, bei der ich einen hochgradigen Nachweis von Haarwurmeiern feststellen konnte. Diese Probe wurde zuerst mit gesättigter Kochsalz-Zinkchloridlösung angesetzt und danach wurde die Untersuchung nur mit gesättigter Kochsalzlösung durchgeführt. Hierbei kam ich dann zu einem Ergebnis mit geringgradigen Nachweis von Haarwurmeiern. Genau hier kommt dann die Überlegung, ob man mit einer gesättigten Kochsalzlösung überhaupt einen ohnehin geringgradigen Befall hätte nachweisen können? Höchstwahrscheinlich nicht. Bei der Wahl der richtigen Lösung fällt immer wieder das Augenmerk auf die gesättigte Kochsalzlösung, welche mit Zinkchlorid angereichert wird, denn hier kann man das höchste spez. Gewicht erreichen und somit auch die besten Untersuchungsergebnisse. Da die Beschaffung von Zinksulfat fast nur Laboreinrichtungen vorbehalten ist und diese Chemikalie auch relativ giftig ist, wird es hier schwierig für einen Laien, eine wirklich gute Untersuchung mit dieser Mischung durchzuführen.

Ist die Kotprobe mit der Zinkchlorid-Kochsalzlösung angemischt, so muss eine Wartezeit von ungefähr 20 Minuten eingehalten werden. Denn das ist die Zeit, die die Wurmeier und Kokzidienoozysten benötigen, um aufzusteigen. Die Probe kann nach der Wartezeit nun vorsichtig mit einem zuvor aufgelegten Deckgläschen auf die Wasseroberfläche oder mit einer kleinen Drahtöse abgenommen werden und auf einem Objektträger aufgebracht werden. Die Probe wird daraufhin mäanderförmig durchmustert. Wichtig ist, dass bei der Wartezeit der Kotprobe es zu keinem Erschütterungen der Umgebung kommt, da die Untersuchung sonst gestört wird.

In der Regel konnte ich mit der gesättigten Kochsalzlösung mit Zinksulfatanreicherung die besten Ergebnisse erzielen.

Manchmal findet man sogar schon in einer frischen Nativprobe (ohne vorheriges Flotationsverfahren) parasitäre Gebilde. Beim Mäusebussard steigen die Chancen auch schon im Nativpräparat Wurmeier zu finden.

Jedes Mikroskop sollte auch regelmäßig gereinigt werden: Reinigungsanleitung_Mikroskop

Man braucht viel Übung

Nach all den etwas komplizierten Tipps kommt nun noch die letzte Hürde. Man braucht nämlich viel Übung, um Wurmeier und Kokzidien zu finden und zu erkennen. Bei jeder Untersuchung wird der Objektträger mäanderförmig durchmustert. Bei der mikroskopischen Untersuchung einer Kotprobe gibt es neben den parasitären Gebilden immer viele unbedeutende Bestandteile zu sehen. Laien fällt es zuerst sehr schwer all diesen Wirrwar zu differenzieren. Man sollte das Aussehen und die Größe entsprechender Wurmeier und Oozysten genau kennen. Pollen, Pflanzenbestandteile und Luftblasen führen aufgrund ihrer Ähnlichkeit immer wieder zu Verwechslungen. Man benötigt wirklich viel Erfahrung, um nun schließlich eine richtige Bestimmung der Parasiten durchführen zu können. So hat man zum Beispiel schon bei Kotproben von Wespenbussarden Pollenbestandteile mit Kokzidien verwechselt.

Wir können hierzu nur weitere Literatur empfehlen, um sich mit der Thematik ausgiebig zu beschäftigen. Für Kleintierpraxen empfehlen wir folgende Literatur:

Praktische Parasitologie bei Heimtieren (Kleinsäuger, Vögel, Reptilien), Schlütersche Verlag, mit 582 Farbabbildungen im Buch

Fazit:

Der Aufwand, der für eine aussagekräftige Untersuchung notwendig ist, steht nicht im Verhältnis zu den Kosten einer Untersuchung beim Tierarzt oder in einem anerkannten Labor. Hier ist das Personal geschult und kann zu einem erschwinglichen Preis professionell helfen. Die Wahl des richtigen Institutes sollte aber vom jedem Vogelhalter oder Züchter genau getroffen werden. Ich selbst habe mehrere Jahre im Labor gearbeite und Kotprobenuntersuchungen bei diversen Vogelarten untersuchung.

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Text und Fotos; Sylvia Urbaniak